Zum Kampf gegen die russischen Truppen fordert die Ukraine weitere Waffenlieferungen.
Eine moderne Flugabwehr sowie Marschflugkörper und Granaten seien notwendig, twitterte Präsidentenberater Mychajlo Podoljak am Mittwoch. Moskau warnte unterdessen vor einer Entsendung von Friedenstruppen in die Ukraine. Mit einer Eroberung der Hafenstadt Mariupol will Moskau nach eigenen Angaben eine sichere Landverbindung zur annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim schaffen.
Die Forderung nach Marschflugkörpern und Granaten gelte vor allem für den Fall, dass es weiterhin keine Flugverbotszone über der Ukraine gebe, so Podoljak. Die NATO lehnt eine Flugverbotszone ab, weil sie befürchtet, damit in einen direkten Konflikt mit Russland zu kommen.
Podoljak forderte von den "lieben Partnern" mehrere Maßnahmen. "Ihr wollt nicht mehr von den toten Augen unserer ermordeten Kinder träumen und die Hitze von Mariupol spüren?", schrieb er. Dann seien "nur vier Schritte" nötig, um dies zu ändern. Neben Flugabwehr und Marschflugkörpern nannte Podoljak auch ein hartes Embargo für russisches Öl sowie die Schließung von Häfen für russische Schiffe.
Das russische Präsidialamt warnte unterdessen vor einer Entsendung von Friedenstruppen in die Ukraine. "Jede mögliche Konfrontation zwischen unseren Truppen und NATO-Kräften könnte klare Konsequenzen haben, die schwer zu korrigieren sind", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch vor Journalisten. Polens dahin gehende Idee sei waghalsig und extrem gefährlich. Die Regierung in Warschau hatte die Entsendung von Friedenstruppen ins Gespräch gebracht.
Zuvor hatte schon Außenminister Sergej Lawrow gesagt, Friedenstruppen in die Ukraine zu schicken, könnte zu einer direkten Konfrontation seines Landes mit der NATO führen. Polen hat eine internationale Friedenstruppe vorgeschlagen, die sich in der Ukraine dann auch verteidigen sollte.
Mit einer Eroberung der ukrainischen Hafenstadt Mariupol will Russland nach eigenen Angaben eine sichere Landverbindung zur annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim schaffen. Sobald das russische Militär die wichtige Fernstraße M14 unter Kontrolle habe, sei die Krim wieder zuverlässig über einen Transportkorridor mit den ostukrainischen Separatistengebieten Donzek und Luhansk verbunden, so der Vize-Beauftragte von Präsident Wladimir Putin für Südrussland, Kirill Stepanow.
Die M14 führt vom südwestukrainischen Odessa, das bereits Ziel russischer Angriffe war, über das umkämpfte Mykolajiw und das von russischen Truppen besetzte Cherson nach Mariupol und von dort über die russische Grenze in die Großstadt Rostow am Don. Die Ukraine hatte nach der russischen Annexion der Krim 2014 die Eisenbahnlinien auf die Halbinsel geschlossen.
"Wir sind zuversichtlich, dass alle Transport- und Eisenbahnlinien zwischen der Krim und dem von Nationalisten befreiten Gebiet Cherson in naher Zukunft vollständig wiederhergestellt sein werden", sagte Stepanow am Mittwoch der Staatsagentur Ria Nowosti.
Russland bezeichnet einen Teil der ukrainischen Truppen als "Nationalisten" und hat den Angriff auf die Ukraine am 24. Februar unter anderem mit einer "Entnazifizierung" des Landes begründet - ein aus Sicht von Experten unhaltbarer Vorwand. Stepanow sagte, auch der Weg durch das Gebiet Cherson nach Odessa sei bald wieder möglich.
Mariupol am Asowschen Meer wird seit Wochen von russischen Truppen belagert. Eine Aufforderung zur Kapitulation in der Stadt hatte die Ukraine kürzlich abgelehnt. Mariupol hat außer der strategischen auch eine symbolische Bedeutung. Die Stadt hat seit 2014 mehrere Angriffe der prorussischen Separatisten abgewehrt und gilt als Symbol des ukrainischen Widerstands. Sie ist auch Sitz des berüchtigten Asow-Regiments, in dem auch nach Meinung westlicher Experten Rechtsradikale kämpfen. Die USA hatten eine Lieferung von Waffen an das Asow-Bataillon nicht erlaubt. Allerdings ist die Einheit längst Teil der ukrainischen Nationalgarde.