Bürgermeister von Kiew: ''Wir sind keine Faschisten, sondern kämpfen für ein demokratisches und europäisches Land.''
Kiew (Kyjiw)/Moskau. "Putin ist ein psychisch kranker Mann, der ein russisches Imperium aufbauen will." Diese Einschätzung äußerte der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, am Samstagabend nach einem Gespräch mit Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) in der ukrainischen Hauptstadt. "Wir sind aber keine Faschisten", konterte der ehemalige Box-Weltmeister russische Propaganda, "wir kämpfen für die Ukraine als demokratisches und europäisches Land und für jeden in Europa."
Die Ukraine sei ein friedliches Land, das vor einigen Jahren freiwillig seine Nuklearwaffen abgegeben habe, so der Bürgermeister. Der Dank dafür sei nun "Krieg und Völkermord". "Unser Traum ist es, Teil der europäischen Familie zu sein und dafür bezahlen wir jetzt." Instabilität in der Ukraine bedeute aber "Instabilität in Europa". Daher müsse auch gemeinsam - etwa durch Wirtschaftssanktionen westlicher Staaten gegen Russland - für ein Ende des Kriegs gekämpft werden. Sanktionen seien wichtig. "Weil an jedem Geld, das nach Russland geht, klebt ukrainisches Blut. Jeder Cent, jeder Euro kommt in die russische Armee. Und durch diese Finanzierung haben wir schreckliche Bilder aus der Ukraine."
Klitschko: In Russland gebe es nur "Manipulation"
In Russland gebe es keine Pressefreiheit und nur "Manipulation", kritisierte Klitschko. So sei zu erklären, das laut Umfragen 70 Prozent der Bevölkerung den Krieg und den russischen Präsidenten Wladimir Putin weiter unterstützen würden. Es handle sich aber um den größten Krieg in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg und betreffe nicht nur die Ukraine, so der Bürgermeister. "Es kann jeden in Europa treffen." Dass Bundeskanzler Nehammer am Samstag die Ukraine besucht habe, sei daher eine mutige Entscheidung, lobte Klitschko. "In Kiew kann aktuell immer eine Rakete explodieren."
In die gleiche Kerbe schlug Vitalis Bruder Wladimir, ebenfalls ein ehemaliger Box-Weltmeister. "Man muss es beim Namen nennen", sagte er, "die Menschen hier sind nicht einfach gestorben. Sie wurden ermordet, gequält, vergewaltigt. Das ist die bittere Wahrheit, dass 2022 in der Ukraine Menschen mit gefesselten Händen durch Kopfschuss getötet werden." Ein Gasembargo möge für die Österreicher schmerzhaft sein, sagte Wladimir Klitschko hinsichtlich des österreichischen Vetos gegen einen EU-Gasimportstopp aus Russland. "Aber wir bezahlen hier mit Blut. Und wenn wir fallen, werdet auch ihr fallen."