Ukrainische Gegenoffensive

London: Russische Armee am Dnipro-Ufer abgeschnitten

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Laut britischer Einschätzung droht Russland offenbar ein schwerer Rückschlag an der Süd-Front in der Ukraine.

Ukraine. Wie das britische Verteidigungsministerium am Donnerstag mitteilte, nimmt die ukrainische Gegenoffensive im Gebiet Cherson im Süden des Landes Fahrt auf. "Ihre Streitkräfte haben höchstwahrscheinlich einen Brückenkopf südlich des Flusses Inhulez errichtet, der die nördliche Grenze des von Russland besetzten Cherson bildet", so das Ministerium in London. 

Laut britischen Geheimdienstinformationen hätten die ukrainischen Streitkräfte mindestens drei Brücken über den Dnipro beschädigt, auf die Russland angewiesen sei, um seine besetzten Gebiete zu versorgen. Eine davon sei die einen Kilometer lange Antoniwskyj-Brücke nahe der Stadt Cherson, die am Mittwoch erneut getroffen worden sei und nun höchstwahrscheinlich nicht mehr benutzt werden könne.

49. Armee "extrem verwundbar"

Russlands 49. Armee befinde sich am westlichen Ufer des Dnjepr und erscheine nun sehr verwundbar. Cherson sei praktisch von den anderen besetzten Gebieten abgeschnitten. "Ihr Verlust würde die russischen Versuche, die Besatzung als Erfolg darzustellen, ernsthaft untergraben", betonte das britische Verteidigungsministerium.

 

 

Der ukrainische Generalstab teilte am Donnerstag bei Facebook mit, im Gebiet Cherson gebe es aktuell Positionskämpfe, und russische Truppen seien zu Gegenangriffen an der Grenze zum Gebiet Dnipropetrowsk übergegangen. Kiew nährt seit Wochen Hoffnungen auf eine baldige Rückeroberung von Teilen der Südukraine. Der Donnerstag war der 155. Tag seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.

Ukraine mache bei Gegenoffensive Fortschritte

Bereits am Mittwoch war aus westlichen Sicherheitskreisen verlautet, die Ukraine mache bei ihrer Gegenoffensive im Gebiet Cherson Fortschritte. Angesichts der zerstörten oder beschädigten Brücken, verliere Moskau wichtige Nachschubrouten. Auf russischer Seite gebe es ernsthafte Probleme bei der Versorgung und der Moral der Streitkräfte. "Unserer Ansicht nach ist eine operative Pause unausweichlich", sagte ein hochrangiger westlicher Beamter.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in einer Videoansprache mit Blick auf die von ukrainischen Streitkräften bombardierte Brücke über dem Fluss Dnipro im Gebiet Cherson, dass nach der Rückeroberung alles wieder aufgebaut werde. "Wir werden unser ganzes Land mit militärischen, diplomatischen und allen anderen zugänglichen Instrumenten befreien." Die Ukraine hat Selenskyj zufolge bisher die Kontrolle über rund 20 Prozent ihres Staatsgebietes verloren. Er forderte vom Westen mehr schwere Waffen, um russische Angriffe zu stoppen und besetzte Gebiete zu befreien.

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