Ukraine-Krise

Militär-Experte: In Kiew geht es jetzt um alles

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Heeresexperte Oberst Markus Reisner analysiert für POLITIK LIVE die Schlacht um Kiew. 

Militärstratege Reisner glaubt, dass Putin die Ukraine niederringen wird - entscheidend sei aber, ob ihm das schnell gelingt.

Markus Reisner
© Bundesheer/Kurt Kreibich
× Markus Reisner

Oberst Markus Reisner ist Experte für Militärstrategie.

 

POLITIK LIVE: Wie ist die Lage an diesem Samstag?
Markus REISNER: Es gab einen moderaten Einmarsch. Was heißt das? Das sieht so aus, dass Putin versucht hat, die Eskalationsstufe immer eine Raste höher zu drehen. Aus zwei Gründen: Um zivile Opfer zu vermeiden, weil sich die Weltöffentlichkeit noch mehr gegen ihn wendet. Grund 2: Um Opfer unter den russischen Soldaten zu vermeiden. Da gab es auch SMS an ukrainische Soldaten, "geht nach Hause" - und die Ansage: "Wollt ihr schon verhandeln"?


POLITIK LIVE: : Aber hat das bis jetzt geklappt?
REISNER: Es geht jetzt um alles – und es ist noch nicht vorbei. Der Vormarsch der russischen Truppen geht nicht so rasch, weil es noch Widerstand gibt. Wenn die sich aber einmal durchgekämpft haben, kann alles sehr schnell gehen. Die Frage ist: Wir lange dauert es, bis sich die ukrainischen Truppen abgenützt haben.


ÖSTERREICH: Was bedeutet der Angriff auf Kiew?
REISNER: Sie setzen alles dran, um eine Entscheidung herbeizuführen, hier soll auch schon die 2. Staffel im Einsatz sein. Da geht es nicht eine Einnahme der Hauptstadt, sondern um Symbolik. Was tun ukrainische Soldaten wenn die Russen am Maidan stehen? Jetzt hängt es davon ab, wie lange können die Ukrainer Kiew halten? Aber: Je mehr die Russen schwere Waffen einsetzen desto mehr zivile Opfer gibt es.


ÖSTERREICH: Wirft Putin schon alles in die Schlacht. um Kiew zu bekommen.
Reisner: Mittel- und langfristig haben die Russen erst ein Drittel ihrer Kräfte eingesetzt. Über den Abnützungseffekt wird er die Ukraine niederringen können, da reden wir von zwei bis drei Wochen. Interessant ist aber der kurzfristige Effekt: Sind die Ukrainer nicht in der Lage, zentrale Punkte zu halten, kann es auch sehr schnell gehen.
 

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