Ukraine-Krieg:

Nord-Stream-Anschläge: Selenskyj schließt ukrainische Beteiligung aus

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''Ukrainer haben das definitiv nicht getan'', sagte der ukrainische Präsident.

Kiew (Kyjiw). Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eine Beteiligung der Ukraine an der Sprengung an den Nord-Stream-Pipelines als "lächerlich" zurückgewiesen. "Ukrainer haben das definitiv nicht getan", betonte der 45-Jährige am Freitag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der finnischen Ministerpräsidentin Sanna Marin in Kiew. "Das ist lächerlich."

Ziel der Veröffentlichungen in westlichen Medien zur mutmaßlichen Beteiligung einer pro-ukrainischen Gruppe sei es, die westlichen Hilfe für die Ukraine im Kampf gegen Russland zu verlangsamen, sagte Selenskyj. "Ich finde es sehr gefährlich, dass einige unabhängige Medien, vor denen ich immer große Achtung hatte, solche Schritte machen", sagte der Präsident. Das spiele nur in die Hände Russlands oder gewisser Wirtschaftsgruppen, die gegen die Verhängung von Sanktionen sind.

Explosionen an drei der vier Stränge

An drei der vier Stränge der beiden auf dem Grund der Ostsee liegenden russisch-deutschen Nord-Stream-Erdgasleitungen gab es im vergangenen September Explosionen. Deutschland, Schweden und Dänemark haben Ermittlungen aufgenommen. Am Montag hatten Medien in Deutschland, den USA und Großbritannien Hinweise auf den möglichen Tathergang veröffentlicht. Demnach soll eine sechsköpfige Gruppe mit gefälschten Pässen eine Jacht gemietet und unbemerkt die Sprengsätze in gut 80 Meter Wassertiefe gelegt haben.

Marin und Selenskyj nahmen zuvor am Freitag an der Begräbnisfeier des "Helden der Ukraine" Dmytro Kozjubajlo teil. "Es ist schmerzhaft, unsere Helden zu verlieren. Mutige, tapfere, starke. Die sich selbst und dem Staat treu bleiben", schrieb Selenskyj in sozialen Netzwerken am Freitag.

Zeremonie auf dem zentralen Unabhängigkeitsplatz

In der Kiewer Michaels-Kathedrale legten Marin und Selenskyj Blumen am offenen Sarg des am 7. März bei Kämpfen gegen die russischen Truppen in der ostukrainischen Stadt Bachmut getöteten 27-Jährigen nieder. An der folgenden Zeremonie auf dem abgesperrten zentralen Unabhängigkeitsplatz nahm die Militärführung des Landes zusammen mit Hunderten Ukrainern teil. Verteidigungsminister Olexij Resnikow, Generalstabschef Walerij Saluschnyj und der Chef des Militärgeheimdienstes Kyrylo Budanow knieten mit der Menge um den Sarg nieder. "Ruhm, Ruhm, Ruhm" skandierten die Anwesenden.

Kozjubajlo war am Dienstag bei Kämpfen in Bachmut getötet worden. Der Westukrainer nahm am prowestlichen Umsturz im Winter 2013/2014 teil. Danach kämpfte er als Freiwilliger in der paramilitärischen, nationalistischen Organisation "Rechter Sektor" gegen die von Moskau unterstützten ostukrainischen Separatisten. 2021 erhielt er als erster irregulärer Soldat aus der Hand von Selenskyj den Titel "Held der Ukraine" - die höchste Auszeichnung des Landes. Später in die Armee integriert soll der 27-Jährige mit dem Rufnamen "Da Vinci" als Unterleutnant zuletzt eine Sturmabteilung in Bataillonsstärke kommandiert haben.

Seit etwas mehr als einem Jahr wehrt die Ukraine eine russische Invasion ab. Die Stadt Bachmut im Donezker Gebiet ist aktuell der am stärksten umkämpfte Frontabschnitt.

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