Mindestens 1 Toter, 100 Verletzte

Russische Truppen beschießen Lazarett in Mariupol

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Bei Attacke auf die im Stahlwerk Asowstal verschanzten letzten Verteidiger der Hafenstadt.

Kiew (Kyjiw)/Moskau. Bei einem russischen Angriff auf die im Stahlwerk Asowstal verschanzten letzten Verteidiger Mariupols ist am Donnerstagabend das dort eingerichtete Feldlazarett unter schweren Beschuss geraten. Nach einem Bericht der "Ukrajinska Prawda" kam dabei mindestens ein Soldat ums Leben, rund 100 Patienten erlitten weitere Verletzungen. Nach Darstellung der Verteidiger sei das Lazarett, in dem sich rund 500 Verwundete und Ärzte aufhielten, gezielt angegriffen worden.

Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. Im Werk Asowstal haben sich die letzten Verteidiger der Hafenstadt Mariupol sowie zahlreiche Zivilisten verschanzt. Trotz wiederholter Aufforderung von russischer Seite lehnen sie eine Kapitulation ab. Zuletzt hatte sich UNO-Generalsekretär António Guterres in Moskau und Kiew dafür eingesetzt, für die Zivilisten einen humanitären Korridor zu öffnen. Der Kreml lehnte dies aber ab.

Präsident Wladimir Putin habe es ganz klar gesagt: "Die Zivilisten können gehen und zwar in jede Richtung, die Militärs müssen rauskommen und ihre Waffen niederlegen", meinte Kremlsprecher Dmitri Peskow gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur TASS. Ihnen werde das Leben und medizinische Versorgung garantiert. Mehr aber nicht, hieß es.

Abendliche Videoansprache Selenskyjs

In seiner abendlichen Videoansprache betonte Selenskyj noch einmal die Wichtigkeit des Guterres-Besuchs. "Es war sehr wichtig, dass der Generalsekretär Borodjanka in der Region Kiew besuchte und mit eigenen Augen sah, was die russischen Besatzer dort anrichteten. Es besteht kein Zweifel daran, dass die russische Armee in der Ukraine die Grundlagen der nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffenen Weltordnung mit Füßen getreten hat", so Selenskyj. Nach dem Abschluss der Gespräche mit Guterres seien insgesamt fünf Raketen auf Kiew abgeschossen worden. Die Vereinigten Staaten würden den Vorfall untersuchen, wurde verlautet. "Wir versuchen zu analysieren und herauszufinden, was hier passiert ist, was getroffen wurde und mit welcher Art von Munition", erklärte Pentagon-Sprecher John Kirby gegenüber dem US-Sender CNN. Ukrainische Behörden hatten zuvor erklärt, dass das russische Militär den Angriff verübt hat.

Außerdem wurde am Abend die südukrainische Hafenstadt Odessa Ziel von Raketenangriffen. Dabei habe die Luftabwehr drei russische Raketen abgeschossen, teilte der örtliche Militärvertreter Maxim Martschenko mit. "Wir haben den Himmel unter Kontrolle." Zuvor sei bereits eine russische Aufklärungsdrohne zerstört worden. In der Stadt seien am Abend jedoch mehrere Explosionen zu hören gewesen, berichtete unter anderem die "Ukrajinska Prawda".

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