Selenskyj: Kämpfe halten an

Russland meldet Einnahme von Soledar – Ukraine dementiert

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Russische Truppen haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau das schwer umkämpfte Soledar im Osten der Ukraine eingenommen 

Der Kampf um Soledar und andere ostukrainische Städte hält nach Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an. Die ukrainischen kämpften dort weiter gegen die russischen Truppen, sagt Selenskyj in seiner nächtlichen Videobotschaft. Russland hatte zuvor nach tagelangen schweren Kämpfen die Einnahme von Soledar in der Ostukraine gemeldet. Russische Einheiten sollen laut Verteidigungsministerium in Moskau die Kleinstadt am Donnerstagabend vollständig erobert haben.

"Stadt nicht unter russischer Kontrolle"

Nach tagelangen blutigen Gefechten sei Soledar im ostukrainischen Gebiet Donezk am Donnerstagabend in die Kontrolle der russischen Streitkräfte übergegangen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Freitag mit. Das ukrainische Militär wies die Angaben zurück. "Unsere Einheiten sind dort. Die Stadt ist nicht unter russischer Kontrolle", sagte ein Sprecher des Oberkommandos für die Ostukraine gegenüber Reuters.

Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte teilte am Freitagabend zudem mit: "Die Kämpfe um Soledar dauern an." Nach ukrainischen Angaben vom Mittwoch harrten noch 559 Zivilisten von einst über 10.000 in der Stadt aus. Der russischen Seite zufolge wurden alle Einwohner aus der Stadt herausgebracht.

Erste russische Einnahme seit Juli

Westliche Experten hatten indes ebenfalls berichtet, dass Russland den Ort wohl eingenommen habe. Es wäre die erste Einnahme einer Stadt durch die russische Armee seit Juli, als Lyssytschansk in dem Angriffskrieg gegen die Ukraine erobert worden war. Es wäre auch ein wichtiger psychologischer Erfolg für die nach vielen Niederlagen geschwächte russische Armee. Für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wäre es nach Monaten mit Erfolgen bei der Rückeroberung von Städten und Gebieten der erste größere Rückschlag.

Der Chef der russischen paramilitärischen Organisation "Wagner", Jewgeni Prigoschin, hatte bereits am Mittwoch mitgeteilt, dass Soledar eingenommen sei und nur noch von den Resten der ukrainischen Armee "gesäubert" werden müsse. Die Schlacht um Soledar gilt als eine der blutigsten des Krieges bisher.

Das russische Verteidigungsministerium würdigte in einer ungewöhnlichen weiteren Mitteilung am Freitagabend erstmals explizit den Einsatz der "Wagner"-Gruppe bei der Erstürmung der Stadtteile Soledars. "Diese gegebene Kampfaufgabe wurde erfolgreich bewältigt von den mutigen und aufopferungsvollen Handlungen der Freiwilligen der Sturmtrupps des privaten Militärunternehmens "Wagner"", teilte das Ministerium mit. Es las sich wie diktiert von Prigoschin, der die russische Militärführung in dem Krieg immer wieder kritisiert hatte.

Steigt Belarus in den Krieg ein?

Russland schließt zudem eine Beteiligung von Belarus am Krieg in der Ukraine nicht aus. Voraussetzung sei ein Angriff der ukrainischen Armee auf das Nachbarland, erklärte der Vertreter des Außenministeriums in Moskau, Alexej Polischtschuk, am Freitag. Damit werden Sorgen der Regierung in Kiew befeuert, Russland plane mit Unterstützung des belarussischen Militärs die Eröffnung einer neuen Front im Norden der Ukraine.

Russland hat Belarus bereits früher als Sprungbrett für seine am 24. Februar 2022 begonnene Invasion genutzt. Zudem haben Russland und Belarus vereinbart, die militärische Zusammenarbeit auszubauen und eine gemeinsame Kampfeinheit aufgebaut. Gemeinsame russisch-belarussische Militärübungen sollen nach Darstellung Polischtschuks eine Eskalation der Lage verhindern.

Potenzielle Gegner sollten abgeschreckt und von Provokationen abgehalten werden, sagte er der russischen Nachrichtenagentur TASS. Die endgültige Entscheidung über militärische Maßnahmen liege bei den Präsidenten Wladimir Putin und Alexander Lukaschenko. Am Mittwoch hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gefordert, sein Land müsse sich an der Grenze zu Belarus auf alles gefasst machen. Er verwies dabei auf beunruhigende Stellungnahmen in dem Nachbarland.

Besitz von kritischen Russen soll beschlagnahmt werden

Duma-Präsident Wjatscheslaw Wolodin schlug indes vor, Vermögen von Russen zu beschlagnahmen, die die Streitkräfte des Landes diskreditieren und den Krieg in der Ukraine ablehnen. Die bisherigen Maßnahmen wie Geldstrafen in solchen Fällen seien nicht streng genug, sagte der Präsident des Unterhauses des Parlamentes. Wolodin ist ein enger Verbündeter Putins.

Russland könnte außerdem laut einem hochrangigen Politiker bereits in diesem Frühling die Altersgrenze für die Einberufung anheben. Dies sei Teil der Pläne Moskaus, die Zahl der russischen Truppen um 30 Prozent zu erhöhen.

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