Russland hat einen Tag nach der Zusage von Panzerlieferungen des Westens an die Ukraine sein Nachbarland massiv mit Raketen beschossen
Mitten im morgendlichen Berufsverkehr gab es ukrainischen Behörden zufolge eine ganze Welle von Raketenangriffen auf weite Teile des Landes. In der gesamten Ukraine wurde Luftalarm ausgelöst. Bei einem Angriff in Kiew wurde ein Mann getötet, zwei Personen wurden verletzt. Angriffe gab es auch in Winnyzja und Odessa.
Die Regionalregierungen warnten vor Raketenangriffen und riefen die Bevölkerung auf, Schutz zu suchen. In Kiew drängten sich die Menschen in den U-Bahnstationen. Etwa 15 Raketen seien allein über der Hauptstadt von der Flugabwehr abgefangen worden, teilten die Behörden mit. In zwei Stadtteilen von Kiew waren laute Explosionen zu hören.
Mann starb nach Angriff in Kiew
Infolge des russischen Raketenangriffs in Kiew starb ein 55-jähriger Mann. Zwei weitere Menschen seien verletzt worden, teilte Bürgermeister Witali Klitschko auf Telegram mit. Auf Bildern war ein Einschlagskrater mutmaßlich in einem östlichen Stadtteil der Dreimillionenstadt zu sehen. Zudem gab es Berichte über eine heftige Explosion in der Hauptstadt. Die Behörden riefen die Menschen auf, unbedingt den Luftalarm ernst zu nehmen.
In den Gebieten Odessa und Winnyzja gab es Berichte über Treffer von Objekten wichtiger Infrastruktur. In der südukrainischen Hafenstadt Odessa wurden zwei Einrichtungen kritischer Infrastruktur bei russischen Angriffen beschädigt, teilte die Militärverwaltung auf Telegram mit. Es gebe Probleme bei der Strom- und Wasserversorgung, hieß es.
Hyperschallrakete
47 von 55 russischen Raketen seien am Donnerstag abgeschossen worden, teilte der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walery Saluschny, laut Reuters mit. Moskau habe unter anderem eine Hyperschallrakete Kh-47 Kinschal eingesetzt, so Saluschny auf Telegram.
Bereits in der Nacht auf Donnerstag hatten die russischen Streitkräfte mit Drohnen angegriffen. Das ukrainische Militär zerstörte nach eigenen Angaben 24 Drohnen. Russland habe erfolglos versucht, vor allem Regionen in der Zentralukraine und Kiew anzugreifen, teilte das Militärkommando mit.
Seit Oktober greift Russland gezielt die kritische Infrastruktur in der Ukraine mit Raketen und Drohnen an. Immer wieder kommt es dadurch in weiten Teilen des Landes zu Stromausfällen. Die Heizung und die Wasserversorgung werden häufig ebenfalls unterbrochen. Wegen der Gefahr von Raketenangriffen ordnete das Energieunternehmen DTEK in der Früh die Notabschaltung der Stromversorgung in den Regionen Kiew, Odessa und Dnipropetrowsk an.
Am Mittwoch hatten Deutschland und die USA die Lieferung von Kampfpanzern vom Typ Leopard beziehungsweise Abrams an die Ukraine angekündigt. Mehrere europäische Staaten sagten ebenfalls die Lieferung der in Deutschland hergestellten Leopard-Panzer zu. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte am Mittwoch in seiner Videoansprache, er habe NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg auch um Langstreckenraketen und Flugzeuge gebeten.