Über die militärische Lage informiert

Selenskyj besuchte umkämpfte Region Saporischschja

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''Viele Menschen treffen aus Orten ein, die zeitweise vom Feind besetzt sind'', sagte Selenskyj einer Mitteilung zufolge.

Kiew (Kyjiw)/Moskau. Bei einem Besuch in der umkämpften Region Saporischschja hat sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag über die militärische Lage informiert. Knapp 60 Prozent der südostukrainischen Region seien seit dem russischen Einmarsch am 24. Februar inzwischen von Moskaus Truppen besetzt worden, sagte der Militärgouverneur des Gebiets, Olexander Staruch, bei dem Gespräch mit dem Präsidenten in der Großstadt Saporischschja.

"Viele Menschen treffen aus Orten ein, die zeitweise vom Feind besetzt sind", sagte Selenskyj einer Mitteilung zufolge. Die Flüchtlinge müssten mit Wohnungen versorgt werden, verlangte der Präsident. Den Vereinten Nationen zufolge sind mehr als sieben Millionen Menschen innerhalb des Landes geflohen. "Ebenso muss an die Beschäftigung dieser Menschen gedacht werden", meinte er. Nach Saporischschja waren auch besonders viele Menschen aus der Hafenstadt Mariupol geflüchtet, in der pro-russische Separatisten mit Hilfe von Moskaus Truppen die Kontrolle übernommen haben.

Immer wieder schwere Waffen gefordert

Selenskyj hatte zuletzt immer wieder schwere Waffen vom Westen gefordert, um nicht nur den russischen Vormarsch aufzuhalten, sondern auch besetzte Gebiete zurückzuerobern. 20 Prozent des ukrainischen Territoriums sind von russischen Truppen besetzt, wie er zuletzt gesagt hatte. Zum Ärger der ukrainischen Führung hatte Moskau außerdem damit begonnen, in der Region Saporischschja russische Pässe zu verteilen. Befürchtet wird in Kiew eine Annexion des Gebiets.

Bei seinem Besuch verlieh Selenskyj auch Orden an Soldaten. "Ich möchte jedem für die große Sache, für Ihren Dienst, dafür danken, dass Sie uns alle, unseren Staat verteidigen." In einer am Abend veröffentlichten Video-Ansprache sagte der 44-Jährige: "Der Krieg Russlands gegen die Ukraine muss so schnell wie möglich beendet werden". Die Ukraine kämpft seit mehr als 100 Tagen gegen die russische Invasion. Die Vereinten Nationen haben bisher mehr als 4.100 getötete Zivilisten registriert, gehen aber von weitaus höheren zivilen Opferzahlen aus.

Nach Angaben der Regionalverwaltung brachte die ukrainische Armee unterdessen die Hälfte der umkämpften Stadt Sjewjerodonezk im Osten des Landes wieder unter ihre Kontrolle. Die Streitkräfte hätten die Hälfte der Industriestadt "von russischen Truppen gesäubert", teilte der ukrainische Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj, am Sonntag in Internetbotschaften mit. Allerdings werde für die kommenden Tage ein größerer russischer Gegenangriff erwartet. Nachdem sie durch eine russische Offensive auf die Stadt zurückgedrängt worden waren, hatten die ukrainischen Truppen dort in den vergangenen Wochen stetig an Boden zurückgewonnen.

Erklärtes Ziel der russischen Streitkräfte

Sjewjerodonezk ist die letzte größere Stadt der Region Luhansk, die Russland noch nicht erobert hat. Erklärtes Ziel der russischen Streitkräfte ist es, die gesamte Donbass-Region, zu der noch die Region Donezk gehört, einzunehmen. Teile des Donbass wurden seit 2014 bereits von pro-russischen Separatisten kontrolliert.

In der Ostukraine wurde nach Angaben eines Journalisten des russischen Staatsfernsehens ein russischer General getötet. Wann und wo genau Generalmajor Roman Kutusow ums Leben kam, teilte der russische Fernsehreporter Alexander Sladkow in seiner Mitteilung auf Telegram nicht mit. Vom russischen Verteidigungsministerium liegt bis dato keine Stellungnahme vor. Russland hält Todesfälle der Angehörigen seiner Streitkräfte im Allgemeinen geheim.

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