Ukraine: Warten auf Startsignal

Selenskyj: Getreideexporte starten ''heute oder morgen''

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Gewartet werde auf Startsignale von der Türkei und den Vereinten Nationen (UN), die Lieferungen könnten seitens der Ukraine ''heute oder morgen'' beginnen, sagte Selenskyj.

Tripoli/Kiew (Kyjiw)/Moskau. Die Ukraine ist laut Präsident Wolodymyr Selenskyj bereit für die ersten Getreidetransporte über das Schwarze Meer seit Kriegsbeginn. Gewartet werde auf Startsignale von der Türkei und den Vereinten Nationen (UN), die Lieferungen könnten seitens der Ukraine "heute oder morgen" beginnen, sagte Selenskyj nach einem Besuch am Schwarzmeerhafen Tschornomorsk am Freitag. 17 Schiffe mit fast 600.000 Tonnen Getreide an Bord stünden bereit zur Ausfahrt, hieß es aus dem Präsidialamt.

UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths hatte bereits am Donnerstag angekündigt, dass die Exporte bald starten könnten. Es lägen einige schon beladene Frachter in den Häfen am Schwarzen Meer zur Abfahrt bereit, sagte er am Donnerstag in New York. "Und wir hatten darauf gewartet, dass das passiert, sogar heute oder morgen."

In den Schwarzmeerhäfen von Odessa und Tschornomorsk seien alle notwendigen Vorbereitungen getroffen worden, sagte der ukrainische Infrastrukturminister Olexander Kubrakow. Bis Ende der Woche sollte auch der Hafen von Piwdennyj startklar sein.

Tschornomorsk liegt südlich von Odessa, wo nur wenige Stunden nach einer Vereinbarung zwischen der Ukraine und Russland über die Aufnahme von Getreideexporten russische Raketen im Hafen eingeschlagen waren. Die beiden Kriegsparteien hatten vor einer Woche unter Vermittlung der UN und der Türkei das Abkommen unterzeichnet, nach dem die Blockade der Transporte aufgehoben werden soll.

In Schwarzmeerhäfen stecken Millionen Tonnen Getreide fest

In den ukrainischen Schwarzmeerhäfen stecken seit Beginn des Krieges Ende Februar Millionen Tonnen Getreide fest. Mit der Wiederaufnahme der Lieferungen soll der weltweite Anstieg der Lebensmittelpreise gedämpft werden und eine Hungerkrise - die laut UN 47 Millionen Menschen vor allem im Nahen Osten und Afrika bedroht - vermieden werden. Auf die Ukraine und Russland entfielen vor dem Krieg rund ein Drittel der weltweiten Getreide-Exporte.

Die Ukraine hatte ihre Häfen am Schwarzen Meer zur Verteidigung vermint. Russland wiederum hat ukrainische Häfen besetzt oder blockiert. Mit dem Abkommen soll eine sichere Passage durch Minenfelder, besetzte Gewässer und schließlich durch den Bosporus ins Mittelmeer möglich werden.

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock mahnte bei einem Besuch in Istanbul mit Blick auf die Getreideexporte indes noch zur Vorsicht. "Wir müssen sehen, wie das jetzt tagtäglich wirklich funktioniert in der Praxis. Wir haben auch die direkte Bombardierung danach auf Odessa gesehen. Aber dieses Abkommen ist ein Schimmer der Hoffnung für Millionen Menschen weltweit, die von Hunger bedroht sind." Die Grünen-Politikerin dankte der Türkei auch für ihr Zutun zu dem Getreideabkommen.

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