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Neue russische Angriffe

Sturm auf Stahlwerk in Mariupol hat begonnen

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Russland hat das Stahlwerk in der Nacht bombardiert und beginnt jetzt mit der Erstürmung. 

In der heftig umkämpften ukrainischen Hafenstadt Mariupol haben russische Truppen Medienberichten zufolge mit der Erstürmung des belagerten Stahlwerks Azovstal begonnen. "Die ganze Nacht haben sie uns aus der Luft bombardiert (...) und jetzt wird Azovstal gestürmt", zitierte etwa die Zeitung "Ukrajinska Prawda" am Dienstag den Vizekommandeur des ukrainischen Asow-Regiments, Swjatoslaw Palamar. Bei den Angriffen seien auch zwei Zivilisten getötet worden, sagte Palamar demnach.

Von russischer Seite gab es zunächst keine offizielle Bestätigung. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti meldete jedoch unter Berufung auf einen Sprecher des Verteidigungsministeriums, auf dem Werksgelände verschanzte Asow-Kämpfer hätten eine Feuerpause genutzt, um an ihre Schießpositionen zurückzukehren. Diese würden nun mit Artillerie und aus der Luft attackiert.

Noch rund 200 Zivilisten

Auf dem Werksgelände sollen neben ukrainischen Kämpfern auch noch rund 200 Zivilisten festsitzen. Am Wochenende waren zwar mit internationaler Hilfe mehr als 120 Menschen gerettet worden. Eine weitere geplante Evakuierungsaktion am Montag scheiterte jedoch. Mariupol war kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieg am 24. Februar belagert und in den vergangenen Tagen weitgehend von russischen Truppen eingenommen worden.

Der Angriff am Dienstag folgte auf einen von den Vereinten Nationen vermittelten Waffenstillstand um den Stahlkomplex aus der Sowjetzeit, der in den vergangenen Tagen mehreren Gruppen von Zivilisten die Flucht aus dem letzten Versteck ukrainischer Kämpfer in der Hafenstadt ermöglichte. Weitere Zivilisten seien in Bunkern und Tunneln unter dem Komplex eingeschlossen, und etwa 100.000 Menschen hielten sich im Rest der Stadt auf, sagte Bürgermeister Wadym Bojtschenko.

Mariupol ist ein wichtiges Ziel für Russland, das versucht, die Ukraine vom Schwarzen Meer abzuschneiden. Zudem wollen russische Truppen den gesamten Donbass im Osten der Ukraine erobern, wo prorussische Separatisten seit 2014 einige Gebiete in den Bezirken Luhansk und Donezk kontrollieren. Bei der russischen Offensive in der Ostukraine wurden am Dienstag nach Angaben des ukrainischen Präsidialbüros mindestens drei Zivilisten in der Stadt Wuhledar getötet. Nach Angaben des ukrainischen Militärs versuchten die russischen Streitkräfte, die Stadt Rubischne an der Frontlinie einzunehmen.

Lieferung schwerer Waffen

Seit dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine am 24. Februar haben die russischen Bombardements mehrere Städte schwer verwüstet. Tausende Zivilisten starben und nach Angaben der Vereinten Nationen wurden mehr als fünf Millionen Menschen zur Flucht gezwungen. Die Regierung in Moskau bezeichnete ihr Vorgehen als Sondereinsatz zur Entmilitarisierung und Entnazifizierung des Nachbarlandes. Sie weist Vorwürfe zurück, Zivilisten anzugreifen. Westliche Staaten sprechen dagegen von einem Angriffskrieg und Verbrechen gegen die ukrainische Zivilbevölkerung.

Westliche Verbündete der Ukraine haben ihre Lieferungen von immer schwereren Waffen verstärkt, die wiederum von Russland nach ihrer Ankunft in der Ukraine ins Visier von Bombardements genommen werden. Russland hat nach eigenen Angaben ein Logistikzentrum für aus dem Westen gelieferte Waffen auf einem Militärflugplatz in der Nähe der ukrainischen Hafenstadt Odessa mit Raketen beschossen. Hangars mit unbemannten Bayraktar TB2-Drohnen sowie Raketenwaffen und Munition aus den USA und europäischen Ländern seien zerstört worden, teilt das russische Verteidigungsministerium mit.

Russische Generalmobilmachung

In der Ukraine gibt es indes Sorge vor einer deutlichen Ausweitung russischer Angriffe in den kommenden Wochen. Mehrere ukrainische Medien griffen am Dienstag einen Bericht des US-Senders CNN zu Spekulationen auf, dass Kremlchef Wladimir Putin bereits in wenigen Tagen in Russland den Kriegszustand verhängen und eine Generalmobilmachung anordnen könnte.

Auch der Chef der ukrainischen Militäraufklärung, Kyrylo Budanow, sprach von russischen Vorbereitungen auf eine offene Mobilisierung von Soldaten und Reservisten. Belege dafür gibt es nicht. Bisher spricht Russland offiziell nur von einer "Spezial-Operation" in der Ukraine.
 

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