"La Bohème"

Ukrainer demonstrieren gegen Netrebkos Wien-Comeback

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Die ukrainische Diaspora hat am Montag in Wien anlässlich eines Opernauftritts von Anna Netrebko demonstriert und vor der Staatsoper von der austro-russischen Opernsängerin eine klare Positionierung zum Krieg gegen die Ukraine gefordert.  

 Innen gab es überwiegend demonstrative Unterstützung, draußen die Demonstration: Die Rückkehr der austro-russischen Starsopranistin Anna Netrebko auf die Bühne der Wiener Staatsoper nach den Diskussionen um ihre Haltung zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine splittete am Montagabend die Welten. Während das Publikum nach der Repertoire-"La Bohème" ihren Star bis auf wenige Buhs feierte, hatte sich vor der Oper die ukrainische Diaspora versammelt.

Damit hat sich der Überraschungscoup von Staatsoperndirektor Bogdan Roščić ausgezahlt, der die ursprünglich vorgesehene "La Juive" krankheitsbedingt absagen musste und stattdessen mit der Verpflichtung von Netrebko für die Mimì in der "Bohème" zum Saisonauftakt eine Ansage machte. Diskussionen um Auslastungszahlen und coronabedingte Skepsis beim Publikum sind schließlich vergessen, wenn Netrebko auf dem Spielzettel steht. Die drei Aufführungen der aus 1963 stammenden Zeffirelli-Inszenierung mit der 50-Jährigen sind ausverkauft 

Netrebko in Staatsoper überwiegend gefeiert 

Und La Netrebko ließ sich nicht aus dem Konzept bringen davon, dass eine Handvoll Besucher ihren ersten Szenenauftritt als Mimì am Abend mit Buhs quittierten, zumal diese von der applaudierend gegenhaltenden Mehrheitsgesellschaft in der Staatsoper schnell zum Schweigen gebracht wurden. Gerade in ruhigen Passagen der Partie stellte die Sopranistin in Folge ihre bronzeschimmernde Eleganz unter Beweis und zeigte sich für ihre Verhältnisse streckenweise ausnehmend spielfreudig.

 Dabei hatte sie mit Saimur Pirgu einen Schmachttenor als Rodolfo an ihrer Seite, der keineswegs in Ehrfurcht vor der großen Kollegin erstarrte, sondern mit Macht dagegenhielt. Im Graben indes drückte Bertrand de Billy aufs Tempo ohne Rücksicht, ob er dabei den einen oder anderen Sänger auf der Bühne zurückließ.

Und dennoch gab es abseits einiger Buhs für die ob ihrer politischen Positionierung in die Kritik geratenen Austro-Russin am Ende tosenden Applaus für eine gelungene Repertoirevorstellung. Und den Umstand, dass Anna Netrebko back im Business ist. 

Ukrainische Diaspora demonstrierte vor dem Opernhaus  

Vor der Oper indes protestierten bereits vor der Vorführung etwa 40 Demonstrantinnen und Demonstranten für eine klare Positionierung der Sängerin zum Krieg gegen die Ukraine. Eine direkte Konfrontation mit Netrebko vermied man dabei und hatte sich an der Ecke Kärntnerstraße/Opernring und nicht vor dem Bühneneingang etwas weiter nördlich positioniert. Auch schaltete man pünktlich zu Vorstellungsbeginn das Megafon aus.

Die überwiegend der ukrainischen Diaspora zuzurechnenden Demonstranten hatten Plakate mitgebracht, auf denen unter anderem an Treffen Netrebkos mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sowie mit dem pro-russischen Separatisten Oleg Zarjow erinnert wurde. Netrebko habe Putins Politik ganz klar gestützt, sie habe vom Kreml finanzierte Donezker Terroristen unterstützt und auch die Kriegspolitik sowie Besetzung der Krim, rief Organisator Mychajlo Karioti ins Megafon. "Nach ein paar abgesagten Konzerten erklärte sie, gegen den Krieg zu sein. Leider hat sie aber nicht klar gesagt, gegen welchen Krieg sie ist, wer ihn angefangen hat und wer Zivilisten tötet", kritisierte er "Halbtöne" der Operndiva.

Ukrainer demonstrieren gegen Netrebkos Wien-Comeback
© TZOe Fuhrich
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