Was macht Wladimir Putin, wenn er den Krieg verliert? Diese Frage beschäftigt auch die Führungsriegen im Pentagon und dem Weißen Haus.
"Die führenden Leute im Pentagon und im Weißen Haus denken vor allem über eine Frage nach: Kann Putin diesen Krieg verlieren, und wenn die Niederlage unzweideutig ist: Kann er das überleben?", berichtet Harvard-Politologe Graham Allison im Interview mit dem "Spiegel". Der US-Experte gibt auch gleich seine eigene Antwort darauf: "Nein." Putin würde seine Macht und wahrscheinlich auch sein Leben verlieren, so Allison. "Putin geht davon aus, dass er bei einer Niederlage sein Leben verliert", sagt der Politikwissenschaftler gegenüber "Spiegel".
Der Kreml-Chef würde bei einer Niederlage im Krieg als der Mann in die Geschichte eingehen, der die Ukraine verloren und den Westen wiederbelebt habe. Putin würde in die Geschichte eingehen als der Mann, der die Ukraine verloren und den Westen wiederbelebt habe. Müsste Putin zwischen Niederlage und Eskalation der Gewalt und Zerstörung wählen, würde er sich "als rationaler Akteur" für Letzteres entscheiden. Allison weiter: Putin sei rational, habe die Ukraine aber unterschätzt und fatale Fehler begangen.
Der Harvard-Politologe geht davon aus, dass der Kreml-Chef im Falle einer Eskalation wohl eine taktische, eine "vergleichsweise kleine" Atomwaffe einsetzen würde. Das würde 20.000 bis 50.000 Menschen töten – je nach Größe der Stadt, die getroffen würde. "Putin hat keine Hemmungen, Menschen auch in sehr großer Zahl umzubringen", so der Harvard-Politologe Allison.
