Ex-US-Botschafterin im Interview

Helene von Damm: "Ich bin für Joe Biden"

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Die Ex-US-Botschafterin über ihre Wahlentscheidung 

USA. Helene von Damm (85) lebte den amerikanischen Traum. Mit 21 Jahren wanderte die Handelsschülerin aus dem Mostviertel in die USA aus. Sie wurde mächtige Personalchefin von Präsident Ronald Reagan im Weißen Haus und kehrte schließlich als US-Botschafterin nach Österreich zurück.
 
ÖSTERREICH: Frau von Damm, womit rechnen Sie am 3. November?
Helene von Damm: Naja, ich bin Optimistin, rechne mit Biden, aber man weiß es nicht. Alles ist möglich, das ist ja das Spannende.
 
ÖSTERREICH: Man hat den Eindruck, dass Donald Trump im Finale, vor allem nach dem 2. TV-Duell, extrem aufholt ...
Von Damm: Nein, ich glaube nicht, dass das Duell noch sehr viele beeindruckt hat. Die meisten Amerikaner wissen schon seit etlicher Zeit, wen sie wählen werden und Millionen haben schon gewählt. Die Leute sind entweder 100 % bei Trump oder 100%ig dagegen. Ich hab noch nie eine derartige Polarisierung erlebt.
 
ÖSTERREICH: Sie waren Personalchefin beim Republikaner Ronald Reagan, jetzt unterstützen Sie Biden ...
Von Damm: Weil ich die Persönlichkeit wähle, nicht mehr nur die Partei. Ich schau mir die Kandidaten an. Wen ich am geeignetsten finde, Amerika zu führen, den wähle ich. Das habe ich mir durch Bush Junior angewöhnt, der ohne Beweise in den Irak einmarschiert ist. Ich möchte Vertrauen haben in die Persönlichkeit, die Amerika vertritt. Bei Biden habe ich dieses Vertrauen.
 
ÖSTERREICH: Sie haben Donald Trump persönlich kennengelernt. Welchen Eindruck machte er auf Sie?
Von Damm: Das war wohl 1979, während Ronald Reagans Präsidentschaftswahlkampf. Mein Eindruck von ihm war bestens, er war ein ganz normaler, sympathischer, junger Mann. Ich war öfters bei ihm im Trump Tower in New York eingeladen. Als ich später nach Österreich gegangen bin, war er sogar bei meiner „Goodbye Party“ im Club 21 in New York. Als ich ihn dann wieder im Wahlkampf gegen Hillary Clinton gesehen habe, dachte ich mir: „Das ist doch nicht dieselbe Person, die ich kennengelernt habe. Aggression wurde sein Stilmittel, angelernt in der TV-Show Apprentice. Je aggressiver er „you are fired“ schrie, umso höher stiegen seine Ratings. Das ist sein Markenzeichen geworden, bis heute.
 
ÖSTERREICH: Warum misstrauen Sie Trump?
Von Damm: Er wird zwar keinen Krieg anfangen. Am meisten stört mich aber, dass er Amerika vom Rest der Welt völlig zurückzieht. Das ist auch der Hauptgrund, warum ich Trump schon letztes Mal nicht gewählt habe.
 
ÖSTERREICH: Wird Biden gewählt, weil er so überzeugend ist, oder weil die Leute genug haben von Trump?
Von Damm: Beides. Von der Anzahl her sind die Demokraten eine größere Partei als die Republikaner, auch das zählt. Mit Biden wird sicher eine gewisse Ruhe eintreten, was viele Leute goutieren. Ich bin überzeugt, dass er Amerika wieder international einbringen wird. Amerika muss sich einbringen und die internationalen Organisationen stärken. Ansonsten werden das die Chinesen übernehmen.
 
ÖSTERREICH: Trump sagt, Briefwahl ist fast Betrug. Wieso hat der so eine Angst vor den Briefwählern?
Von Damm: Es stimmt sicherlich, dass es Unregelmäßigkeiten gibt. Aber ich glaube nicht, dass es jemals einen Betrug in großem Maße gegeben hat. Das glaube ich nicht.
 
ÖSTERREICH: Werden wir rasch ein fixes Resultat haben, was glauben Sie?
Von Damm: Wahrscheinlich nicht. Außer die Demokraten sind wirklich überraschend erfolgreich. Entscheidend wird Florida sein. Florida hat in den letzten 21 Wahlgängen stets den Sieger gewählt.
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