Wird die nächste Papstwahl ein regelrechter Kirchen-Krimi? Wenn es nach dem renommierten Vatikan-Kenner Marco Politi geht, steht dem Vatikan eines der schwierigsten Konklaven aller Zeiten bevor. Bei seinem Auftritt in der ZIB 2 bei Armin Wolf skizzierte der italienische Journalist ein düsteres Bild
Ein Blick zurück zeigt: Schon 1268 dauerte die Papstwahl unglaubliche drei Jahre – bis die Kardinäle schließlich eingeschlossen wurden, um die Entscheidung zu erzwingen. Der Begriff „Konklave“ (vom Lateinischen cum clave – „mit dem Schlüssel“) war geboren. Und während man ihnen damals bei Verzögerungen sogar das Essen entzog, verliefen moderne Wahlen vergleichsweise zügig. 2005 war Benedikt XVI. bereits nach vier Wahlgängen gefunden, 2013 Jorge Mario Bergoglio – heute Papst Franziskus – in nur zwei Tagen.

Doch diesmal, so Politi, werde es alles andere als glatt laufen. Der Grund: Die katholische Kirche ist innerlich zerrissener denn je. Papst Franziskus selbst beschrieb kurz vor seinem Tod die Kirche als „zerrissenes Gewand“. Innerkirchliche Konflikte, konservative Gegenströmungen und ein brüchiges Machtgefüge machen die Entscheidung über seinen Nachfolger zur historischen Herausforderung. Das Konklave könnte gar zum „qualvollsten der Kirchengeschichte“ werden.

„Es ist das erste wirklich globale Konklave“, betont Politi. Europa sei längst nicht mehr das Zentrum der katholischen Welt – Bischöfe aus Asien, Afrika und Lateinamerika gewinnen zunehmend an Einfluss. Gesucht wird nun ein Papst, der sowohl die internationale Vielfalt als auch den Reformkurs Franziskus’ fortführen kann.

Pietro Parolin, 70, Italien. Er war ein enger Mitarbeiter von Franziskus und gilt als gemäßigter Theologe.
Besonders brisant: Laut Politi könnten auch Außenseiter ins Spiel kommen – charismatische Kandidaten, die plötzlich Mehrheiten hinter sich vereinen. Im Verlauf des Konklaves könne sich das Machtgefüge rasch ändern. Schlüsselrolle dürfte dabei der Donnerstag einnehmen, wenn sich erstmals konkret abzeichnet, welche Kandidaten im Aufstieg sind – und welche nicht.
Spannung ist jedenfalls garantiert. Der Vatikan steht vor einer historischen Weichenstellung – und die Welt schaut gespannt nach Rom.