US-Präsident Trump tobt über das Verfahren - wird aber siegen
Für seine Anhänger ist er ein Held, der Amerika zur alten Größe zurückführt. Für seine Gegner ein jämmerlicher Verräter, der aus dem Amt gejagt werden sollte.
Seit dem Sensationssieg vor drei Jahren tobt der Kampf um Donald Trump: Das nun vom Kongress beschlossene Amtsenthebungsverfahren verwandelt die USA endgültig in ein politisches Pulverfass.
Mit 230 zu 197 bzw. 229:198 Stimmen drückten die Demokraten im Repräsentantenhaus zwei Anklagepunkte (Machtmissbrauch, Kongressbehinderung) durch. Und das nach einer ganztägigen Rede-Schlacht.
Tobsuchtsanfälle. Trump selbst schürt in diesem Showdown das Feuer: Dass er als erst dritter in einem Impeachment-Verfahren belangter Präsident in die US-Geschichte eingehen wird, hat ihn zutiefst gekränkt. Die Tobsuchtsanfälle kommen in Serie.
In einem sechsseitigen Brief an Top-Demokratin Nancy Pelosi voller verbaler Untergriffe wirft er der Opposition einen "Krieg gegen die Demokratie" vor, wütet wegen einer angeblichen "Hexenjagd", gar eines Putschversuchs.
"Fanatismus". Gefolgsleute der Republikaner werfen sich in die Bresche: Bei hitzigen Rededuellen am "I-Day" (Impeachment-Tag), so US-Medien, wurden führende Demokraten scharf attackiert, wie etwa die Chefermittler Adam Schiff und Jerry Nadler, denen Fanatismus vorgeworfen wird.
Polit-Eigentor. Mit der Mehrheit im "House" konnten die Demokraten am Ende zwar das historische Impeachment durchdrücken -doch es droht ein kolossales politisches Eigentor. Sie haben den Wind nicht mehr in ihren Segeln: Eine Mehrheit der US-Bürger ist der Ansicht, Trump sollte Präsident bleiben.
Irgendwie scheint die Luft draußen, so Polit-Beobachter. Anders als beim Watergate-Skandal, der Richard Nixon 1974 aus dem Amt fegte: Damals brachten immer schockierendere Enthüllungen die Bevölkerung zusehends in Rage.
Neue Akten. Senator Chuck Schumer (D) will deshalb beim Prozess im Senat mit neuen Akten und Zeugen die Enthüllungsmaschinerie wieder ins Rollen bringen. Doch er dürfte sich an Trumps Republikanern die Zähne ausbeißen: Die haben im Senat die Mehrheit und zur Absetzung von Trump ist eine Zweidrittelmehrheit nötig, seine Partei müsste massenhaft desertieren. Dafür gibt es keine Anzeichen.
Das Albtraum-Szenario für die Demokraten: "Teflon-Trump" dreht nach seinem erwarteten Freispruch eine Siegerrunde und nützt den Schwung für seine Wiederwahl. Kommentator Piers Morgan hatte die Opposition schon gewarnt: "Sie haben einen Krieg begonnen, den sie nicht gewinnen können!"