Im Verfahren gegen den in der Türkei inhaftierten deutschen Schüler Marco hat der Anwalt der 13-jährigen Britin Charlotte den Vorwurf der versuchten Vergewaltigung konkretisiert.
Charlotte sage, sie habe Zudringlichkeiten Marcos mit einem Schlag abgewehrt, bestätigte ihr Anwalt Ömer Aycan am Samstag. Sie habe geschlafen, als Marco sich auf sie gedrängt habe. Das Mädchen hatte in Großbritannien amtlich ausgesagt.
Videovernehmung
Zu einem Bericht in der neuesten Ausgabe des
Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", wonach Charlotte im Protokoll ihrer
Videovernehmung Marco ausdrücklich der versuchten Vergewaltigung
beschuldigte, wollte Aycan keine Stellungnahme abgeben. Auch Marcos Anwälte
wollten den Bericht nicht kommentieren. Einer der Anwälte, Matthias
Waldraff, sagte: "Wir halten uns an die Vorschriften, dass in einem
nicht-öffentlichen Verfahren außerhalb des Gerichtssaals nicht aus
Vernehmungsprotokollen zitiert wird."
Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof
Der 17-Jährige aus
dem niedersächsischen Uelzen ist angeklagt, in den Osterferien die
13-jährige Britin sexuell missbraucht zu haben. Er bestreitet die Vorwürfe.
Weil er seit April in Untersuchungshaft sitzt, haben seine Anwälte für die
kommende Woche Beschwerde vor dem Europäischen Gerichtshof für
Menschenrechte in Straßburg angekündigt.
Charlottes Anwalt hatte den Vorwurf des Missbrauchs und der versuchten Vergewaltigung mehrfach bekräftigt. Bereits im Juni war das Mädchen selbst von mehreren Medien zitiert worden.
Marco lag angeblich auf ihr drauf
"Als ich plötzlich zu mir kam,
also erwachte, fühlte ich den Beschuldigten auf mir", sagte die Britin
demnach. "Ich schubste ihn weg. Dabei bemerkte ich aber eine Feuchtigkeit
auf meinem Körper. Danach sind wir zum Arzt gegangen." Die 13-Jährige sagte
damals demnach weiter: "Von einer Vergewaltigung kann keine Rede sein. ...
Aber das Ganze ist ohne meine Einwilligung geschehen."
Richter muss weitermachen
Am Vortag wurde bekannt, dass der
Antrag des Vorsitzenden Richters auf seine Entbindung von dem Verfahren
abgelehnt worden ist.
"Wir wollen das nicht kommentieren, bevor nicht die schriftliche Begründung vorliegt", sagte der Anwalt des 17-Jährigen, Matthias Waldraff. Dies soll am Montag der Fall sein. Der Prozess könnte nun am 20. November mit unveränderter Besetzung der Kammer in Antalya weitergehen.