Adriaan Vlok wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt, er muss die Haftstrafe aber nicht antreten.
Ein früherer Minister des südafrikanischen Apartheid-Regimes ist am Freitag wegen Mordversuchs an einem Kirchenführer zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Der 70 Jahre alte Adriaan Vlok bekannte sich gemeinsam mit vier Polizisten vor dem Höchsten Gericht in Pretoria für schuldig, Frank Chikane 1989 mit dem Aufbringen von Gift auf dessen Kleidung töten zu wollen.
Muss Haft nicht antreten
Er wurde gemeinsam mit dem damaligen
Polizeichef Johannes Van der Merwe zu zehn Jahren Haft verurteilt, die er
aber nicht antreten muss, wenn er sich in den nächsten fünf Jahren nichts
zuschulden kommen lässt. Diese Absprache mit der Justiz wurde von
Staatsanwalt Anton Ackermann verlesen.
Chikane, damals Generalsekretär des Südafrikanischen Kirchenrats und heute ein ranghoher Berater von Staatspräsident Thabo Mbeki, verlor bei dem Anschlag fast sein Leben. Er hat erklärt, Vlok vergeben zu haben. Der tief religiöse Exminister hatte Chikane im vergangenen Jahr in einer Versöhnungsgeste die Füße gewaschen.
Vlok Synonym für Terror des Apartheid-Regimes
Vlok war 1986
von 1989 Minister für Recht und Ordnung unter Präsident F.W. de Klerk. Sein
Name galt in Südafrika als Synonym für den Terror des Apartheid-Regimes. Die
insgesamt vier Angeklagten bekannten sich des Mordversuchs für schuldig, der
zweite Anklagepunkt wegen Verschwörung wurde fallengelassen.
Die strafrechtliche Verfolgung Vloks ließ in Südafrika die Hoffnung wachsen, dass die Hintermänner der während der Apartheid begangenen Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden könnten. Überlebende Folteropfer sowie Angehörige von Getöteten oder Verschwundenen demonstrierten vor dem Gericht, ebenso wie Familien von Opfern, die bei Bombenanschlägen des ANC getötet worden waren. Die Proteste zeugten von der tiefen Spaltung der südafrikanischen Gesellschaft 13 Jahre nach dem Ende der Apartheid.
Wehrte sich trotz Amnestie nie gegen Ermittlungen
De Klerk, der
1993 gemeinsam mit Nelson Mandela den Friedensnobelpreis erhielt, hat
bestritten, von irgendwelchen Gräueltaten gewusst zu haben. Vlok hatte vor
der Kommission für Wahrheit und Versöhnung ausgesagt und ihm war wie
weiteren 1.000 Südafrikanern Amnestie gewährt worden. Er hatte sich jedoch
nie gegen die Ermittlungen wegen des Mordanschlags auf Chikane gewehrt.
Obwohl die weitaus meisten Gräueltaten von weißen Sicherheitskräften verübt wurden, kamen Zivilpersonen auch bei Sprengstoffanschlägen des ANC ums Leben. Gegen den ANC wurden auch Vorwürfe wegen Menschenrechtsverletzungen in Lagern außerhalb Südafrikas erhoben.