SS-Massaker

Berlin muss Entschädigung an Italien zahlen

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1944 verübte die Waffen-SS ein Massaker in Italien: 207 Zivilisten wurden in Civitella ermordet. Nun muss Deutschland Entschädigung zahlen.

Wegen eines Massakers an 207 Zivilisten im Toskana-Dorf Civitella 1944 muss Deutschland Entschädigung an die Familienangehörigen der Opfer zahlen. Das beschloss am Dienstag das römische Kassationsgericht, die dritte und letzte Instanz im italienischen Justizsystem.

Berufung abgelehnt
Das Kassationsgericht lehnte eine Berufung der Bundesrepublik Deutschland gegen ein Urteil des Militärgerichts der Stadt La Spezia ab, das vor zwei Jahren einen deutschen Ex-SS-Soldaten wegen Beteiligung an dem Massaker zu lebenslänglicher Haft und die Bundesrepublik Deutschland als Rechtsnachfolgerin der Wehrmacht zur Zahlung von Entschädigungen an die Angehörigen der Opfer verurteilt hatte.

"Historisches Urteil"
Die Bundesrepublik Deutschland hatte Einspruch gegen das Urteil eingereicht, weil sie in den Schadenersatzforderungen eine Verletzung der Staatenimmunität sah. Laut dem römischen Kassationsgericht muss die Entschädigung jedoch sowohl vom verurteilten Ex-SS-Soldaten, als auch vom deutschen Staat gezahlt werden. Das Urteil wurde von italienischen Medien als historisch bezeichnet.

Vor zwei Jahren war der 85-jährige Deutsche Max Josef M. schuldig gesprochen worden, an dem Massaker beteiligt gewesen zu sein. In dem Prozess waren zwei weitere ehemalige SS-Soldaten angeklagt. Einer von ihnen starb jedoch im August 2006; der andere konnte wegen seines schlechten geistigen Zustands nicht an dem Verfahren teilnehmen. Am 29. Juni 1944 hatten SS-Soldaten 207 Menschen in der kleinen Toskana-Ortschaft Civitella durch Genickschüsse getötet, darunter den Priester des Dorfes.

Die Angaben über die Höhe der von den Hinterbliebenen der Opfer des Massakers sowie verschiedenen toskanischen Gebietskörperschaften erhobenen Ansprüche schwanken. Es dürften jedoch Forderungen von weit über einer Million Euro sowohl auf M. als auch auf die Bundesrepublik zukommen.

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