Berlin macht Druck im Fall des inhaftierten Deutschen in der Türkei. Falls bei der nächsten Verhandlungen keine Entscheidung fällt, wird Klage in Straßburg eingereicht.
Im Fall des in der Türkei angeklagten 17-jährigen Deutschen Marco W. will die deutsche Regierung nach Informationen der "Bild"-Zeitung (Donnerstagsausgabe) der von den Anwälten des Schülers angekündigten Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg beitreten - falls beim kommenden Gerichtstermin in Antalya am 14. Dezember erneut keine Entscheidung fällt. "Bild" zufolge bedeutet dies, dass sich Berlin auch an den Kosten des Verfahrens beteiligt.
Schleppender Verlauf
Unterdessen kritisierten weitere Politiker
den schleppenden Verlauf des Verfahrens gegen den deutschen Schüler.
FDP-Generalsekretär Dirk Niebel sagte der "Bild"-Zeitung: "Es ist
unzumutbar, wenn ein junger Mensch unter der Schlamperei von Behörden zu
leiden hat, die ihm die kostbarste Zeit seines Lebens nehmen - die Jugend."
Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, appellierte an
die türkische Justiz, "Marco unverzüglich aus der U-Haft, gegebenenfalls
unter Auflagen, freizulassen".
Die Anklage wirft Marco W. vor, die 13-jährige Britin Charlotte M. im April in der Türkei sexuell missbraucht zu haben. Der Schüler aus dem niedersächsischen Uelzen weist dies zurück und spricht von Zärtlichkeiten auf beiderseitigen Wunsch. Die offizielle türkische Übersetzung der Aussage von Charlotte lag dem dem Gericht in Antalya weiterhin nicht vor.