Auszeichnung

Chemie-Nobelpreis für Ribosom-Forscher

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Wissenschafter aus Großbritannien, USA und Israel erhalten die mit knapp einer Mio. Euro dotierte Auszeichnung.

Der Nobelpreises für Chemie 2009 geht zu je einem Drittel an Wissenschafter aus Großbritannien, USA und Israel. Der in Großbritannien tätige US-Bürger Venkatraman Ramakrishnan, der US-Forscher Thomas A. Steitz und die israelische Wissenschafterin Ada E. Yonath werden für Arbeiten zur Klärung von Struktur und Funktion von Ribosomen, den Protein-Fabriken der Zellen, ausgezeichnet. Das gab die Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften heute, Mittwoch, in Stockholm bekannt. Die Auszeichnung ist mit umgerechnet knapp einer Mio. Euro dotiert und wird am 10. Dezember, am Todestag des 1896 gestorbenen Preisstifters, verliehen.

Die diesjährigen Chemie-Nobelpreisträger Venkatraman Ramakrishnan, Thomas Steitz und Ada Yonath hätten auf atomarer Ebene gezeigt, wie Ribosomen aussehen und funktionieren, begründet das Nobelpreis-Komitee die Zuerkennung der Auszeichnung. Sie verwendeten dazu ein Verfahren namens Röntgen-Kristallographie, um die Position jedes einzelnen der Hunderttausenden Atome des Ribosoms zu kartieren.

Ribosome
Die in Form der DNA vorliegende Erbinformation ist völlig passiv, "gäbe es nichts anderes, gäbe es auch kein Leben", schreibt das Nobel-Komitee. Um ein Stück Erbinformation in konkrete Proteine - Eiweiße, Bausteine aller Organismen - zu übersetzen, muss der genetische Code vom Zellkern in die Protein-Fabriken der Zellen, die so genannten Ribosome, transportiert werden. Dazu dient die m-RNA (auch Boten-RNA), ein der DNA sehr ähnlicher Molekülfaden. Die RNA baut sich auf, indem sie sich Base für Base an ein geöffnetes Stück DNA anlagert. Der so entstehende RNA-Faden ist zur DNA komplementär. Er kann den Kern verlassen und die Ribosomen erreichen.

In den Ribosomen passiert dann der Aufbau der Proteine. Einzelbausteine der Eiweiße sind so genannte Aminosäuren, von denen etwa 20 verschiedene im menschlichen Körper eine Rolle spielen und Proteine bilden. Damit der Code der m-RNA in Proteine umgesetzt werden kann, bedarf es noch einer zweiten RNA-Sorte, der t-RNA (oder Transfer-RNA). Sie transportiert die passenden Aminosäuren zu den Proteinfabriken.

Jeweils die Abfolge von drei Basen auf der m-RNA bestimmt eine Aminosäure, die dann dem entstehenden Protein hinzugefügt wird. So werden die unterschiedlichsten, für Aufbau und Betrieb eines Tiers, einer Pflanze oder eines Mikroorganismus benötigten Eiweiß-Stoffe Aminosäure für Aminosäure in den Ribosomen aufgebaut. Das Ribosom reiht in einem fließbandähnlichen Verfahren Protein-Bausteine zu fertigen Molekülen zusammen.

Für Verständnis des Lebens wichtig
"Das Verständnis der Funktion der Ribosome ist für ein wissenschaftliches Verständnis des Lebens wichtig", betont man seitens des Nobel-Komitees. Weil die Ribosomen so wichtig für das Leben sind, stellen sie auch ein Hauptziel für neue Antibiotika dar - worin das Nobelpreiskomitee den praktischen Nutzen der diesjährigen Auszeichnung sieht: So blockieren viele Antibiotika die Funktion der Ribosomen von Bakterien. Alle drei Laureaten hätten dreidimensionale Modelle geschaffen, an denen gezeigt werden kann, wie verschiedene Antibiotika an Ribosome binden. Solche Modelle werden für die Entwicklung neuer Antibiotika verwendet.

Im Vorjahr ging der Nobelpreis für Chemie zu je einem Drittel an in den USA tätige Forscher: den organischen Chemiker Osamu Shimomura, den Neurobiologen Martin Chalfie und den Physiologen Roger Y. Tsien. Sie erhielten die Auszeichnung "für die Entdeckung und die Nutzbarmachung des grün fluoreszierenden Proteins, GFP", das unter Anregung mit blauem oder UV-Licht grün fluoresziert. Morgen, Donnerstag, wird um 13.00 Uhr der diesjährige Literatur-Nobelpreisträger verkündet.

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