Versöhnung

Enkel von SS-Wachmann entschuldigte sich bei Überlebenden

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Der Enkel eines deutschen SS-Manns hat sich in Israel bei Holocaust-Überlebenden persönlich für die Taten seines Großvaters entschuldigt.

Die israelische Zeitung "Yediot Ahronot" schrieb am Montag, der 27-jährige Robin Pfarrkircher habe sich am Vortag in einem Altersheim mit der 82-jährigen Lili Kertis getroffen. Die aus Ungarn stammende Jüdin war von August 1944 bis März 1945 Insassin des KZ-Außenlagers Obernheide bei Bremen, in dem Pfarrkirchers Großvater Lageraufseher war.

Monate lange Suche nach Überlebenden
"Zuerst habe ich nicht ganz verstanden, was er wollte", berichtete die alte Dame der Zeitung. "Aber langsam habe ich seine Motive begriffen und wir sind uns sehr nahe gekommen." Der junge Mann aus Reinheim bei Frankfurt am Main habe erzählte, sein Großvater sei gestorben, als er selbst noch ein kleines Kind gewesen sei. Erst später habe er Bilder von ihm in SS-Uniform gesehen und begonnen, Fragen zu stellen. Für die Suche nach den ehemaligen jüdischen Insassinnen von Obernheide habe er viele Monate gebraucht.

Die KZ-Überlebende konnte sich allerdings nicht an Pfarrkirchers Großvater erinnern. "Wie konnten wir, die jüdischen weiblichen Häftlinge, die deutschen Wachmänner kennen? Wir durften ihnen nicht einmal ins Gesicht schauen, um nicht geschlagen zu werden." Während des Mittagessens in dem israelischen Altersheim entschuldigte sich der junge Mann auch bei anderen anwesenden Holocaust-Überlebenden. "Wir waren alle zu Tränen gerührt", berichtete ein Anwesender dem Blatt.

Während seines fast zweiwöchigen Aufenthalts in Israel will Pfarrkircher nun auch alle anderen überlebenden Insassinnen des Lagers treffen.

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