Alle Toten identifiziert

Erstes Foto vom Moskau-Attentäter

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Schock und Trauer bei den Angehörigen der beiden österreichischen Opfer.

Für die beiden Wiener hätte es ein gewöhnlicher Business-Flug nach Moskau werden sollen – doch er endete in einer verheerenden Tragödie.

Der Manager Nikolaj Ivanov (41) und die Bank-Managerin Heidemarie Wallner (49) aus Wien kletterten am Montag um kurz nach 16 Uhr aus der Fly Niki-Maschine am Moskauer Flughafen Domodedowo. Nur wenige Minuten später, um 16.30 Uhr, zündete der verrückte Selbstmord-Attentäter die 7-Kilo-Bombe in der Ankunftshalle (Details links). Beide Wiener geraten mitten in die Bombe und sind sofort tot.

Terroranschlag auf Moskauer Flughafen

Der Moment, in dem die Bombe explodierte


"Wir sind alle unter Schock und trauern um Heidemarie"

Während Ivanovs Leiche am Montag identifiziert wurde, war es erst Dienstag Vormittag traurige Gewissheit, dass es sich bei dem zweiten österreichischen Todesopfer tatsächlich um die 49-Jährige Heidemarie Wallner aus Wien-Margareten handelt. Wallner, geboren in Wiener Neustadt, hätte für die Wiener Niederlassung der Deutschen Bank in Moskau wichtige Geschäfte erledigen sollen. Dienstagfrüh wurden dann alle Mitarbeiter von der Geschäftsführung über das traurige Drama informiert. „Wir sind alle total unter Schock und trauern um Heidemarie“, heißt es von der Deutschen Bank. Wallner war wichtiger Teil der Erfolgsgeschichte der Wiener Niederlassung und zuletzt als Prokuristin tätig.

Ivanov: Manager mit einer Doppelstaatsbürgerschaft

Wie ÖSTERREICH bereits am Dienstag berichtet hat, ist Nikolaj Ivanov, das erste österreichische Opfer, ein Manager der Büromöbelfirma Bene. Das Drama: Der Familienvater – Ivanov hinterlässt einen zweijährigen Sohn – hat noch kurz vor der Explosion seine Ehefrau vom Handy aus angerufen. Er sagte: „Ich bin gut gelandet...“.

Auch Bene trauert um einen ihren besten Mitarbeiter: „Er war für den gesamten kaufmännischen Bereich in Moskau zuständig. Wir trauern alle sehr“, so eine Sprecherin.

Der Schock ist auch in der Österreichischen Botschaft in Moskau sehr groß – jetzt geht es darum, die Hinterbliebenen bei behördlichen Gelegenheiten zu unterstützen. „Die Angehörigen sind von uns am Montag Abend über das Ableben ihrer Angehörigen informiert worden. Jetzt liegt es an ihnen, zu entscheiden, was mit den körperlichen Überresten passiert. Wann es zu einer Rückführung der Leichen kommt, ist noch ungewiss“, heißt es auf Anfrage von der Botschaft in Moskau.

Alle 35 Opfer identifiziert – darunter sind 27 Russen
Mittlerweile sind alle 35 Opfer des Anschlags identifiziert. 27 der Toten sind Russen. Neben den beiden Österreichern kommen zwei Opfer aus Tadschikistan, je eines aus ein Usbeke, ein Deutscher, ein Ukrainer und ein Brite. 117 Menschen liegen verletzt in Krankenhäusern, 21 davon noch immer in kritischem Zustand. In Russland wurde gestern ein „Tag der Trauer“ ausgerufen, die Fahnen wehten auf Halbmast,

Der Kreml entließ gestern unter anderem zwei Polizeichefs als Konsequenz des Attentats.

(prj, knd)

Seite 2: Foto des Grauens soll Täter zeigen

Das Foto des Grauens soll Täter zeigen

Zwei Tage nach dem verheerenden Attentat in Moskau läuft die Suche nach den Hinterleuten der Tat auf Hochtouren. In Russland wurde jetzt ein Foto veröffentlicht, das den Kopf des Selbstmordattentäter zeigen soll. Dabei handelt es sich um einen 30 bis 35 Jahre alten Mann kaukasischer oder arabischer Abstammung.

Erstes Foto vom Moskau-Attentäter
© oe24


Die Behörden erhoffen sich von dem Foto Spuren zu Komplizen des Täters. Konkret suchen sie drei mutmaßliche Helfer. Ein Augenzeuge berichtete, dass eine sogenannte „Schwarze Witwe“ (islamistische Selbstmordattentäterin) an der Tat beteiligt gewesen ist. Sie soll einen Koffer geöffnet haben, dieser flog wenig später in die Luft.

Der Attentäter könnte einer islamistischen Untergrundgruppe angehören, die im südrussischen Stawropol aktiv ist.

Laut einem Zeitungsbericht wollten die Islamisten bereits in der Silvesternacht nahe des Kremls einen Anschlag verüben. Doch dieser scheiterte.

Seite 3: AUA-Mitarbeiter sah den Täter

AUA-Mitarbeiter:

„Ich habe den Täter gesehen“

AUA-Mitarbeiter Valentino Kolarik aus Dänemark war Augenzeuge der Tat.

ÖSTERREICH: Wo haben Sie den Selbstmordattentäter gesehen?
Valentino Kolarik: Ich wollte zum Lost&Found-Schalter gehen. Da sah ich diesen Mann. Er ging zur Ankunftshalle und wartete auf den richtigen Moment. Dort waren gerade viele Leute, denn um diese Zeit kamen einige internationale Flüge herein.

ÖSTERREICH: Wie haben Sie das Attentat erlebt?
Kolarik: Es war seltsam: Nach der Explosion herrschte eine unglaubliche Stille. Man roch Ammoniak und sah zuerst nur Rauch. Erst dachte niemand an eine Bombe. Die Leute waren natürlich geschockt. Manche weinten vor Schmerzen.

ÖSTERREICH: Wie war die Erstversorgung?
Kolarik: Beeindruckend: In 30 Minuten waren 60 Ambulanzen da. Die Spezialisten arbeiteten sehr schnell.

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