Nach UEFA-Cup-Spiel

Fan erschossen - Pariser Polizist handelte in Notwehr

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Nach der Tötung eines Fußball-Fans durch einen Polizisten am Rande eines UEFA-Cup-Spiels in Paris hat die französische Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen auf den Verdacht der Notwehr konzentriert.

Es könne wahrscheinlich von Notwehr gesprochen werden, sagte Generalstaatsanwalt Jean-Claude Marin am Freitagabend vor Journalisten in Paris.

"Der Polizist hat zur Verteidigung bewusst seine Waffe auf eine unmittelbare und große Gefahr gerichtet", sagte Marin. Der Beamte habe ein "bemerkenswertes Maß an Gelassenheit" bewiesen, beispielsweise habe er lediglich einen Schuss abgegeben. Der Polizist habe eine "mutige Haltung" gezeigt, als er den Fan des israelischen Fußballclubs Hapoël Tel Aviv beschützt habe.

"Dunkle Masse näherte sich"
Der Generalstaatsanwalt verwies auf die während des Schusses herrschenden Umstände. Der Polizist habe einen Fußtritt in den Bauch erhalten und sei zu Boden gestürzt. Er habe nach eigenen Angaben seine Brille verloren und habe gesehen, "wie sich eine dunkle Masse näherte". Der verletzte Fußballfan habe sich "mit aller Kraft auf den Polizisten" werfen wollen, als dieser schließlich schoss.

Antisemitische Beleidigungen
Die von den Hooligans ausgesprochenen Beleidigungen seien "überwiegend antisemitisch" gewesen, fügte Marin hinzu. Nach Augenzeugenberichten seien um das Schnellrestaurant, in das sich der Polizist und der Tel-Aviv-Fan geflüchtet hatten, rassistische Sprüche gerufen worden.

Zunächst war die Staatsanwaltschaft dem Anfangsverdacht der vorsätzlichen Tötung nachgegangen, hatte aber nicht ausgeschlossen, den Vorwurf wegen möglicher Notwehr in Körperverletzung mit Todesfolge umzuwandeln.

Der von der Antillen-Insel Martinique stammende dunkelhäutige Polizist hatte in der Nacht zum Freitag nach einem UEFA-Cup-Spiel versucht, einen 23-jährigen jüdischen Franzosen, der Tel Aviv unterstützte, vor gewaltbereiten Anhängern des Vereins Paris Saint-Germain (PSG) in Sicherheit zu bringen.

Der Polizist wurde ebenso in Gewahrsam genommen wie fünf PSG-Fans. Der Beamte trug während des Vorfalls Zivilkleidung, gab sich aber gegenüber seinen Verfolgern als Polizist zu erkennen.

Journalist schildert das Geschehen
Der Journalist Philippe Broussard vom Magazin "L'Express" hat das Geschehen als Augenzeuge beobachtet. "Das ist ein Bulle" und " dreckiger Neger" hätten die Angreifer geschrieen, berichtet der Journalist auf der Website des Nachrichtenmagazins. Erst während des Tumults sei den Tätern klar geworden, dass es sich bei dem etwa 30-jährigen Mann mit der Tränengasbombe um einen Polizisten handelte.

Tel-Aviv-Fan beschützt
"Dutzende von Personen stürmten auf ihn ein und wollten ihn wegen seiner Hautfarbe angreifen", erklärte Broussard auf die Frage, ob es Notwehr gewesen sei. Mit den Worten " Bleib' hinter mir, bleib' hinter mir" habe der Mann den Tel-Aviv-Fan geschützt, sei dann aber selbst "in Panik geraten". In der Nähe des Busbahnhofs Porte de Saint-Cloud sei der Polizist von Angreifern eingeholt worden. Aus etwa 50 Metern Entfernung hörte der Reporter den Ruf "Er hat eine Knarre, er hat eine Knarre", gefolgt von einem Schluss.

Zweiter Verletzter außer Lebensgefahr
Der getötete Fußballfan war 24 Jahre alt, der schwer verletzte 26-Jährige, der in ein Spital eingeliefert wurde, ist außer Lebensgefahr. Die beiden Opfer waren bekannte Gesichter in der bei rechtsextremen PSG-Anhängern beliebten Prinzenpark-Fankurve "Boulogne".

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