Die beiden, von den FARC-Rebellen freigelassenen Geiseln, Clara Rojas und Consuelo Gonzalez, sind sicher in Venezuela gelandet.
Die beiden von den kolumbianischen FARC-Rebellen freigelassenen Geiseln sind am Donnerstag sicher auf einer Militärbasis in Venezuela gelandet. Hubschrauber des Roten Kreuzes brachten sie aus dem kolumbianischen Dschungel nach Santo Domingo, wie venezolanische Behörden bestätigten.
Dort stiegen Clara Rojas, eine Mitarbeiterin der früheren Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt, und Consuelo Gonzalez, eine ehemalige Parlamentsabgeordnete, in eine kleine Passagiermaschine um, die sie in die Hauptstadt Caracas bringen sollte. Die beiden Frauen befanden sich mehrere Jahre lang in Geiselhaft.
Chavez als Vermittler
Der Präsident hatte sich in den
vergangenen Wochen als Vermittler im Konflikt der kolumbianischen Regierung
mit den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) um die Befreiung von
Clara Rojas und Consuelo Gonzalez bemüht. Nachdem Hubschrauber des Roten
Kreuzes die Geiseln vom kolumbianischen Dschungel nach Venezuela gebracht
hätten, habe er mit Rojas am Telefon gesprochen, sagte Chavez. Sie sei außer
sich gewesen. Auch ihre Mutter, Clara Gonzalez de Rojas, freute sich, als
sie von der baldigen Ankunft ihrer Tochter erfuhr: "Das ist das größte
Wunder, das Gott mir je schenken konnte."
Erster größerer Durchbruch seit langem
Die Freilassung
der Geiseln ist seit langem der erste größere Durchbruch in den Bemühungen
um eine friedliche Beilegung des Konflikts zwischen der kolumbianischen
Regierung und der linksgerichteten FARC. Die Guerilleros halten weiterhin
zahlreiche Geiseln in ihrer Gewalt, darunter Betancourt, die neben der
kolumbianischen auch die französische Staatsbürgerschaft besitzt.
Hoffnung für Verwandte
In Paris schöpfte man am Donnerstag
Hoffnung: "Nach so vielen Jahren sind die Guerilleros endlich bereit,
einen Schritt nach vorne zu machen", sagte Betancourts Tochter Melanie.
Betancourts Mutter Yolanda Pulecio und ihre Schwester Astrid Betancourt
erklärten, sie freuten sich "von ganzem Herzen" über die
Freilassung von Rojas und Gonzalez. Zugleich äußerten sie die Hoffnung, auch
Ingrid Betancourt bald in ihre Arme schließen zu können. Auch
Staatspräsident Nicolas Sarkozy drückte seine Freude aus und erklärte, er
hoffe nun auf weitere Geiselbefreiungen.
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Chavez hatte am Mittwoch mitgeteilt, er habe die Koordinaten eines Ortes in den Bergen Kolumbiens erhalten, an dem Rojas und Gonzalez freigelassen werden sollten. Daraufhin hatte Venezuela am Donnerstag zwei Hubschrauber mit dem Logo des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) ins südostkolumbianische San Jose del Guaviare und von dort aus zum Übergabeort geschickt. An Bord der Maschinen befanden sich neben IKRK-Mitarbeitern Vertreter der venezolanischen Regierung.
Die kolumbianische Regierung hatte den FARC-Rebellen ab der Landung der Hubschrauber am Übergabeort eine Stunde Zeit für die Geiselübergabe gegeben. Anderenfalls werde die Aktion abgebrochen, hatte Verteidigungsminister Juan Manuel Santos erklärt.
Erfolg nach schwerem Rückschlag
Chavez'
Vermittlungsversuche hatten zuletzt einen herben Rückschlag erlitten. Erst
entzog ihm der kolumbianische Präsident Alvaro Uribe das Mandat für die
Vermittlung. Dann scheiterte ein erster Versuch der Freilassung der beiden
Geiseln Rojas und Gonzalez. Grund war offenbar die Verwirrung über das
Schicksal von Rojas' dreijährigem Sohn Emmanuel, der während der Geiselhaft
geboren wurde und dessen Vater ein Guerillero sein soll. Die FARC-Guerilla
hatte zunächst auch die Freilassung des Kindes angekündigt. Dann stellte
sich aber heraus, dass sich der Dreijährige bereits seit mehr als zwei
Jahren in einem staatlichen Heim in Bogota befindet. Er sei wohlauf und ein
wahrer Sonnenschein, sagte Rojas' Mutter am Donnerstag.
Seit Februar 2002 entführt
Rojas war im Februar 2002
entführt worden, als sie den Wahlkampf der damals ebenfalls verschleppten
Präsidentschaftskandidatin Betancourt als Beraterin unterstützt hatte. Die
Abgeordnete Gonzalez war im September 2001 in der Nähe der Stadt Neiva
verschleppt worden. Nach der Freilassung der beiden Geiseln will Chavez
einen umfassenden Austausch von 46 Geiseln, darunter auch Betancourt, gegen
in Kolumbien inhaftierte FARC-Mitglieder herbeiführen.