ÖSTERREICH

"Flocke" bewegt die Welt

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"Flocke“: Der vier Wochen alte Eisbär musste diese Woche von seiner Mutter getrennt werden. Der Vater des Minis stammt aus Wien.

Die Augen sind noch verschlossen, während es an einem Fläschchen nuckelt, dann kuschelt sich die Eisbärprinzessin in eine warme Decke. Die Fotos der kleinen Bären-Dame „Flocke“ aus dem Nürnberger Zoo berühren die ganze Welt. TV-Sender, Zeitungen, Radios zwischen Japan und den USA berichten über das von Mutter Vera am Dienstag getrennte Eisbärenmädchen. Im Internet werden die Videos von dem putzigen Kleinen millionenfach abgerufen. Die Pfleger kommen bei ihrem Anblick ins Schwärmen: „Sie ist so knuddelig, brav und einfach bildhübsch. Am liebsten würde ich die schneeweiße Flocke in meine Jacke stecken und mit nach Hause nehmen“, sagt einer.

Trennung von der Mutter
Auch wenn es dem vier Wochen alten Eisbärenbaby jetzt prächtig geht, ihr Start ins Leben war mehr als dramatisch. Nachdem die ersten beiden Eisbären-Zwillinge des Nürnberger Zoos Anfang der Woche von Mutter Vilma aufgefressen wurden, machte sich die Zooleitung auch Sorgen um die kleine Flocke. „Ihre Mutter Vera wurde plötzlich nervös und hat ihr Baby auf der Suche nach einem neuen Unterschlupf lange durch das Gehege getragen und es dabei öfter fallen lassen“, erzählt Tiergarten-Vizechef Helmut Mägdefrau. Dann beschnupperte sie es ein letztes Mal und wendete sich ab.

Aufzucht mit der Flasche
Kurz danach stand für die Zooleitung fest: Man wird der Mutter das Junge wegnehmen und es mit der Flasche großziehen. Das ist jetzt fünf Tage her und Flocke hat sich seitdem prächtig entwickelt. Sie wird gefüttert, gebürstet und mit menschlicher Liebe überschüttet. Nach dem Fressen wird ihr Bauch massiert, um Blähungen zu vermeiden. Vier Pfleger kümmern sich im 24-Stunden-Dienst um die kleine Eisprinzessin. „Wir hätten uns gefreut, wenn die Mutter das Jungtier selbst aufgezogen hätte. Aber natürlich sind wir auch stolz, jetzt einspringen zu können“, sagt Pfleger Horst Maußner.

Alle drei Stunden bekommt das Bärenmädchen ihre Flasche mit besonders fetthaltiger Welpenmilch. Gleich danach fällt sie am Arm ihrer Pfleger in einen genüsslichen Schlaf – und schnarcht ohrenbetäubend.

Um die Wärmeversorgung zu sichern, wird sie mit einer Infrarot-Lampe bestrahlt. Ihre Augen sind geschlossen, nur durch einen Schlitz blinzelt sie ihrem neuen Leben entgegen.

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© AP Photo/Tiergarten Nuernberg, Ralf Schedlbauer

Die Pfleger behandeln die kleine Eisprinzessin wie ihr eigenes Baby (AP Photo/Tiergarten Nuernberg, Ralf Schedlbauer)

Nicht über den Berg
„Medizinisch gesehen geht es ihr gut“, sagt Tierarzt Bernhard Neurohr. Die Herztöne sowie die Lungen- und Magengeräusche seien normal. Aber niemand kann garantieren, dass „Flocke“ gesund bleibt. Denn nur jedes zweite von Hand aufgezogene Bärenbaby überlebt.

„Erst wenn sie drei Monate alt ist und richtig läuft, können wir aufatmen“, so der Zoo-Direktor. Infektionskrankheiten oder Entwicklungsstörungen könnten der kleinen Flocke ihr erst so kurzes Leben noch nehmen. Und auch in Zukunft steht ihr noch einiges bevor. Denn: Durch die Aufzucht durch Menschen werden Eisbären falsch sozialisiert.

Auch im Tiergarten Schönbrunn weiß man über die Probleme der Flaschenaufzucht Bescheid. Harald Schwammer, Leiter der Zoo­logischen Abteilung: „Weil Bären Einzeltiere sind, gibt es bei der Aufzucht mit der Flasche immer wieder Probleme. Normalerweise erlernen sie durch die Mutter das richtige Sozialverhalten. Das fehlt in diesem Fall“, erklärt Schwammer.

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© AP Photo/Tiergarten Nuernberg, Ralf Schedlbauer

Flocke ist eine Schlafmütze. Alle drei Stunden wird das Eisbärenmädchen geweckt und mit einer besonders fetthaltigen Welpenmilch gefüttert (AP Photo/Tiergarten Nuernberg, Ralf Schedlbauer)

Spielgefährte wird gesucht
Aus diesem Grund macht sich der Nürnberger Zoo jetzt auf die Suche nach einem Spielgefährten. Mit dem Moskauer Zoo wurde bereits Kontakt aufgenommen, doch die Hoffnung ist gering. „Ich habe in Moskau nach einem Eisbären-Waisenkind angefragt, aber die wären wahrscheinlich wenig begeistert, es abzugeben“, sagt Mägdefrau.

Im Internet wird sogar über ein späteres Zusammentreffen mit Medien-Star Knut spekuliert. Ein gefundenes Fressen für alle Bärenfans, sogar von einer Eisbären-Hochzeit wird gesprochen.

Nürnberg stolz auf Flocke
Die Stadt Nürnberg ist jedenfalls sehr stolz auf Flocke und hat ihrem neuen Star sogar eine eigene Homepage eingerichtet. Unter www.eisbaer.nuernberg.de gibt es laufend Informationen, Bilder und Videos zu sehen. Ein Name für die Babybärin wird noch gesucht. Doch die Pfleger sind sich einig: Dieses putzige, weiße Wollknäuel kann nur „Flocke“ heißen. (bib)

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