Der Besuch von Papst Benedikt XVI. erfüllt seinen Geburtsort Marktl am Innn mit Stolz und Freude.
Ein größeres Geschenk hätte Papst Benedikt XVI. Marktl am Inn nicht machen können. Mitten auf der Hauptstraße seines Geburtsorts lässt er das Papamobil stoppen und die Türe öffnen - ganz gegen das strenge Protokoll des Vatikan. Die besondere Ehre gilt in erster Linie allerdings einem einzelnen Mann: Joseph Michael Neustifter. Auf den geht der Papst zu, um sich persönlich für eine erst in der vergangenen Woche vor dem Marktler Rathaus aufgestellte Benedikt-Säule zu bedanken. Das vier Meter hohe Kunstwerk aus Bronze wird die Marktler nun auf ewig daran erinnern, am 11. September 2006 einen historischen Tag erlebt zu haben.
"Ein historischer Besuch"
Gut vierzig Minuten verbringt Joseph Ratzinger auf Marktler Boden, für die 2700-Seelen-Gemeinde soll die kurze Zeit für die Ewigkeit tragen. "Das ist ein historischer Besuch", schwärmt Bürgermeister Hubert Gschwendtner kurz vor dem Eintreffen des Papstes. Ganz ruhig sei er - die Ruhe des Papstes beim Gottesdienst im benachbarten Marienwallfahrtsort Altötting habe auf ihn abgestrahlt.
""Ein bissl aufgeregt"
Ganz anders dagegen Dorfpfarrer Josef Kaiser. "Ein bissl aufgeregt bin ich schon", sagt er verschmitzt vor dem Eintreffen des Papstes. Die Haare und den Vollbart hat Kaiser sich extra schneiden lassen, schließlich darf er den Heiligen Vater begrüßen und zu seinem Taufstein in der Dorfkirche St. Oswald führen. Den Stein haben sie extra für den Besuch wieder aus dem Dorfmuseum, wo er die vergangenen Jahre untergebracht war, geholt. Er wurde restauriert und zu Ostern neu geweiht - der Ehrenplatz in der Kirche ist eine der neuen Sehenswürdigkeiten im Ort.
Kein Besuch des Geburtshauses
Der Papst nimmt sich einige Augenblicke Zeit - an der Seite sein Bruder Georg - um vor dem Taufstein zu beten. Keine Zeit nimmt sich Joseph Ratzinger allerdings für das Haus, in dem er geboren wurde. Obwohl die kirchliche Stiftung, die das Papst-Geburtshaus gekauft hat, die Fassade noch kurzfristig restaurieren ließ, geht der Heilige Vater die wenigen Schritte von der Benediktsäule zu dem Gebäude nicht. Damit wird er wohl auch übersehen haben, das mittlerweile ein neues Schild an der früheren Polizeistation angebracht ist. "Geburtshaus Papst Benedikt XVI., geboren und getauft als Joseph Ratzinger, 16. April 1927, gewählt als Papst 19. April 2005", steht auf dem Steinschild. Von dem am Sonntag auf das Gebäude verübten Anschlag mit Farbbeuteln ist nichts mehr zu sehen.
