Benedikt in München

Papst prangert zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber Gott an

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Bei strahlendem Sonnenschein hat Papst Benedikt XVI. am Sonntag in München mit mehr als einer Viertelmillion Menschen eine Messe unter freiem Himmel gefeiert.

Am zweiten Tag seines Deutschlandbesuches prangerte das Kirchenoberhaupt in seiner immer wieder von Applaus unterbrochenen Predigt eine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber Gott an, verurteilte einen Zynismus, " der die Verspottung des Heiligen als Freiheitsrecht ansieht" und forderte Toleranz "vor dem, was anderen heilig ist".

An dem Gottesdienst nahmen unter anderen der deutsche Bundespräsident Horst Köhler und der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) sowie mehr als 60 Bischöfe und Kardinäle aus aller Welt teil. Zahlreiche Würdenträger hätten danach dem gastgebenden Erzbischof Kardinal Friedrich Wetter zu dem schönen Gottesdienst gratuliert, sagte Bistumssprecher Winfried Röhmel.

Pilgerstrom bereits in den frühen Morgenstunden
Bereits um 03.00 Uhr morgens setzte der Pilgerstrom auf das Messegelände ein. Nennenswerte Verkehrsstörungen gab es trotz des Andrangs nicht. Organisatoren, Polizei, Sanitätskräfte und Verkehrsbetriebe zogen eine durchweg positive Bilanz des bisherigen Papstbesuches.

Benedikt XVI. mahnte die Gläubigen, bei ihrem sozialen Wirken das Wort Gottes nicht zu vernachlässigen. "Das Soziale und das Evangelium sind nicht zu trennen", sagte er. Allerdings gebe es "eine Schwerhörigkeit Gott gegenüber, an der wir gerade in dieser Zeit leiden ".

"Ehrfurcht vor dem, was anderen heilig ist"
Die Völker Afrikas und Asiens bewunderten die technischen Leistungen und die Wissenschaft des Westens. "Aber sie erschrecken zugleich vor einer Art von Vernünftigkeit, die Gott total aus dem Blickfeld des Menschen ausgrenzt und dies für die höchste Art von Vernunft ansieht, die man auch ihren Kulturen aufdrängen will." Nicht im christlichen Glauben sähen sie die eigentliche Bedrohung ihrer Identität, "sondern in der Verachtung Gottes und in dem Zynismus, der die Verspottung des Heiligen als Freiheitsrecht ansieht und Nutzen für zukünftige Erfolge der Forschung zum letzten ethischen Maßstab erhebt". Benedikt forderte eine Toleranz, die Ehrfurcht vor Gott einschließt - "Ehrfurcht vor dem, was anderen heilig ist".

Dank für den herzlichen Empfang
Nach der Messe fuhr Benedikt XVI. zum Mittagessen in das Erzbischöfliche Palais zurück. Am Nachmittag zeigte er sich auf den Balkon des Palais' der wartenden Menge und dankte in einer kurzen Ansprache allen für den herzlichen Empfang in seiner Heimat. Am Abend feierte der Papst einen Vespergottesdienst mit Kommunionkindern im Münchner Dom, bei dem er Eltern und Erzieher zur Weitergabe des Glaubens anhielt. "Ihr werdet sehen: Das ist keine verlorene Zeit, das hält die Familie richtig zusammen und gibt ihr einen Mittelpunkt."

An allen seinen Stationen ließ sich das sichtlich aufgeräumte Kirchenoberhaupt am Sonntag viel Zeit, um Hände zu schütteln, den Segen zu erteilen oder einfach nur um ein paar Worte mit den Menschen zu wechseln. " Der Papst fühlt sich hier zu Hause", befand Kardinal Wetter, über seinen Vorgänger im Amt des Münchner Erzbischofs.

Am Samstag hatte Benedikt XVI. seinen zweiten Besuch als Papst in Deutschland begonnen. Rund 150.000 Menschen jubelten dem Kirchenoberhaupt an den Straßen und auf dem Marienplatz zu.

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