Beinahe gestorben

Guantanamo-Häftling schnitt sich Kehle durch

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Im US-Gefangenenlager Guantanamo hat ein Häftling seinen Fingernagel zu einem Selbstmordwerkzeug umgewandelt. Er überlebte aber. Unterdessen starteten am Mittwoch die Anhörungen vor dem US-Gericht.

Erneut hat ein Häftling versucht, sich das Leben zu nehmen. Der Insasse habe sich mit einem scharfen Fingernagel in die Kehle gestochen, teilten die Streitkräfte am Dienstag mit. Der Mann habe viel Blut verloren, aber überlebt. Seit der Eröffnung von Guantanamo im Jänner 2002 haben dort vier Terrorverdächtige Selbstmord begangen.

"Selbstverletzung"
Militärsprecher Andrew Haynes erklärte, bei dem jüngsten Zwischenfall von Anfang November habe es sich vermutlich nicht um einen Selbstmordversuch gehandelt, sondern um einen Akt der Selbstverletzung. Der Name oder die Nationalität des Mannes wurde nicht mitgeteilt. Er habe sich während seiner täglichen fünfminütigen Dusche verletzt, sagte Haynes. Zu diesem Zeitpunkt hätten sich während einer Anhörung mehr als 20 Journalisten in Guantanamo aufgehalten. In den vergangenen zwei Monaten habe es etwa ein halbes Dutzend solcher Selbstverletzungen gegeben, erklärte Haynes.

Häftlinge wollen US-Streitkräften schaden
Die Häftlinge wollten mit ihren Selbstmorden die US-Streitkräfte in Misskredit bringen, sagte der Militärsprecher weiter. Nach Angaben von Anwälten und Menschenrechtsgruppen gehen die Selbstmorde auf die Verzweiflung der Gefangenen zurück. Die USA verdächtigen die schätzungsweise rund 300 Insassen des Lagers auf Kuba, Verbindungen zum Terrornetzwerk Al Kaida oder den Taliban zu haben.

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Das Oberste Gericht der USA wollte am Mittwoch mit Anhörungen zu einer Klage von 36 Guantanamo-Gefangenen begonnen. Die neun Richter müssen darüber entscheiden, ob die Terrorismusverdächtigen nach der US-Verfassung des Landes ein Recht auf eine gerichtliche Überprüfung ihrer Haft haben. Die Gefangenen haben gegen ein Gesetz aus dem Jahr 2006 geklagt, wonach sie ihre Inhaftierung in dem Lager auf Kuba nicht vor Gericht anfechten können. Die US-Regierung argumentiert dagegen, dass die Internierungen im Kampf gegen den Terrorismus legal und unverzichtbar seien.

Bereits zwei Urteile gegen Regierung
Der Fall wird von Regierungen und Menschenrechtsaktivisten auf der ganzen Welt gespannt verfolgt. Der Supreme Court hat bereits in zwei weiteren Guantanamo-Fällen und einem anderen Terrorismus-Fall gegen die Regierung entschieden. Der Kongress verabschiedete daraufhin jedoch neue Gesetze - darunter auch jenes, über dessen Verfassungsmäßigkeit nun die Obersten Richter entscheiden sollen. Ein Urteil wird im Sommer erwartet.

305 Inhaftierte
Derzeit sind schätzungsweise noch 305 Gefangene in Guantanamo inhaftiert. Viele von ihnen werden bereits seit mehreren Jahren ohne Anklage festgehalten. Die USA wollen nach eigenen Angaben 60 bis 80 der Gefangenen vor Militärgerichte stellen. Kritiker werfen der Regierung von Präsident George W. Bush vor, im Kampf gegen den Terrorismus ihre Macht unzulässig ausgeweitet und die Menschenrechte missachtet zu haben.

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