Kerala unter Wasser

Jahrhundertflut: Hunderte Tote in Indien

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Rettungskräfte haben mit den Wassermassen zu kämpfen.

In Südindien spitzt sich die Lage in den Überschwemmungsgebieten weiter zu. Die Zahl der Toten stieg auf mindestens 370. Im Bundesstaat Kerala wurden dutzende weitere Tote befürchtet. Armee und Rettungskräfte kämpften sich am Sonntag in von den Wassermassen eingeschlossene Ortschaften vor.
 
"Kerala erlebt die schlimmste Flut seit hundert Jahren", erklärte der Regierungschef des Bundesstaates, Pinarayi Vijayan, auf Twitter. Die Überschwemmungen halten seit mehr als einer Woche an. Allein binnen 24 Stunden kamen nach Behördenangaben 33 Menschen ums Leben. Der wegen seiner Traumstrände und malerischen Teeplantagen bei Touristen beliebte Bundesstaat Kerala leidet in diesem Jahr unter besonders heftigen Monsun-Regenfällen. Aber auch andere Bundesstaaten, darunter Karnataka nördlich von Kerala sowie Madhya Pradesh im Landesinneren, sind betroffen.
 

Orte von der Außenwelt abgeschnitten

In vielen Städten und Dörfern in Kerala gab es weder Strom noch Telefonverbindungen. Tausende Menschen harrten in von den Wassermassen eingeschlossenen Ortschaften aus. Über soziale Medien veröffentlichten zahlreiche Bewohner verzweifelte Hilferufe.
 
Retter und Armee versuchten fieberhaft, die Menschen aus der Luft mit Lebensmitteln und Wasservorräten zu versorgen. Reis und Trinkwasser wurden mit Sonderzügen nach Kerala gebracht.
 
Mehr als 30 Armeehubschrauber und hunderte Boote waren im Rettungseinsatz. Den Behörden zufolge wurden tausende Menschen bereits in Sicherheit gebracht; tausende weitere warteten noch auf Hilfe. Insgesamt mussten etwa 350.000 Menschen ihre Häuser verlassen. Zahlreiche Häuser sind völlig zerstört worden - Behörden rieten den geflohenen Bewohnern dringend von der Rückkehr ab.
 
In dem Ort Mala stieg das Wasser nach Angaben von Rettungskräften auf bis zu viereinhalb Meter. Unter den Toten in dem Ort waren eine Mutter und ihr Sohn, deren Haus über ihnen eingebrochen war.
 

"Verheerende Krise"

Premierminister Narendra Modi machte sich am Samstag bei einem Flug über die am schlimmsten betroffenen Gebiete ein Bild von der Lage. Er sprach von einer "verheerenden" Krise. Die Regierung stellte 75 Millionen Dollar (65,5 Millionen Euro) zur Verfügung, die Regierungen anderer Staaten insgesamt etwa 20 Millionen Dollar.
 
Bisher werden die Schäden auf eine Höhe von drei Milliarden Dollar geschätzt. Die Opposition forderte die Regierung auf, die Überschwemmungen zur "nationalen Katastrophe" zu erklären.
 
Caritas international unterstützte die Fluthilfe in Indien mit 200.000 Euro, wie die Hilfsorganisation mitteilte. Die Lage sei diesmal "besonders dramatisch". Besonders die arme Bevölkerung sei betroffen. In Kerala leben rund 33 Millionen Menschen.
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