Youssouf Fofana hatte einen jungen Juden entführt und gequält.
Im Prozess um die Entführung und brutale Ermordung eines jungen Juden in Paris ist der Anführer der sogenannten Barbarenbande zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Ein Pariser Gericht verurteilte zudem 24 Komplizen des Bandenchefs zu Haftstrafen zwischen einem halben Jahr und 18 Jahren. Die Folterung und Ermordung des 23-jährigen Juden Ilan Halimi hatte weit über die Grenzen Frankreichs hinaus für Entsetzen gesorgt.
Von seiner lebenslangen Haft soll der 28-jährige Bandenanführer Youssouf Fofana laut Gerichtsurteil 22 Jahre lang in Sicherheitsverwahrung verbringen. Von den 26 übrigen Angeklagten wurden zwei freigesprochen, die übrigen erhielten Haftstrafen zwischen sechs Monaten und 18 Jahren. Der aus der Elfenbeinküste stammende Fofana hatte während des Prozesses zugegeben, den von seiner Bande entführten Juden Halimi tödliche Verletzungen beigebracht zu haben.
Familie des Opfers will Berufung
Der Anwalt der Familie Halimi
forderte die Staatsanwaltschaft auf, gegen die Urteile für einige
Bandenmitglieder Berufung einzulegen. "Ich bedaure es, dass das Gericht ein
besonderes Entgegenkommen gegenüber denen gezeigt hat, die Youssouf Fofana
geholfen oder ihm zugesehen haben", erklärte Francis Spizner. Halimis
Familie falle es schwer, die Urteile zu akzeptieren. Spizner nannte konkret
die Haftstrafen zwischen zehn und 15 Jahren für sechs Bewacher Halimis sowie
die neunjährige Haftstrafe für eine zur Tatzeit 17-Jährige, die Halimi in
die Falle der Entführer gelockt hatte. Spizner rief die französische
Justizministerin Michele Alliot-Marie auf, sich für ein Wiederaufrollen des
Prozesses stark zu machen.
450.000 Euro Lösegeld gefordert
Fofanas Truppe, die sich
selbst "Bande der Barbaren" nannte, hatte den 23-jährigen Telefonverkäufer
Halimi im Jänner 2006 entführt, um von dessen Familie Lösegeld zu erpressen.
Mitangeklagte hatten ausgesagt, Fofana habe gezielt einen Juden entführen
wollen, weil diese für gewöhnlich "massenweise Kohle" hätten. Der Bandenchef
forderte von Halimis Eltern 450.000 Euro Lösegeld, die Polizei riet aber von
einer Zahlung ab.
Opfer grausam gequält
Um den Druck zu erhöhen, misshandelten
die Entführer ihr Opfer während dessen dreiwöchiger Gefangenschaft und
schickten Audio- und Videoaufnahmen an die Familie. Halimi wurde mit
Schlägen, brennenden Zigaretten und Messern gequält. Selbst einige Bewacher
konnten die Misshandlungen schließlich nicht mehr mitansehen und wurden
durch andere Bandenmitglieder ersetzt. Mit dem Tode ringend wurde das
Entführungsopfer schließlich nackt und geknebelt an einer Bahnstrecke in
Essonne im Großraum Paris gefunden. Auf dem Weg ins Krankenhaus erlag Halimi
seinen Verletzungen.
Keine Reue
Die Anklage hatte den Bandenmitgliedern antisemitische
Motive vorgeworfen. Die grausame Tat hatte die französische Gesellschaft
schockiert. Fofana zeigte keinerlei Reue. Zu Prozessbeginn vor zweieinhalb
Monaten betrat er lächelnd den Gerichtssaal und rief mit gen Himmel
gereckter Faust "Allah wird siegen". Bei der Überprüfung der Personendaten
nannte er als Namen "afrikanischer Barbar" und als Geburtsdatum den 13.
Februar 2006, den Tag, an dem Halimi leblos gefunden wurde. Nach der
Urteilsverkündung klatschte Fofana.
Der Prozess fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, weil zwei der Angeklagten zur Tatzeit minderjährig waren. Halimis Mutter hatte eine öffentliche Verhandlung verlangt. Sie warf der französischen Polizei vor, den antisemitischen Hintergrund der Tat zu lange ignoriert zu haben.