Frankreich

Brutaler Mord an Juden vor Gericht

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Ein 23-jähriger Franzose wurde drei Wochen lang zu Tode gefoltert. Jetzt steht einer seiner Peiniger vor Gericht und provoziert mit Extremistensprüchen.

Vor einem Pariser Geschworenengericht hat am Mittwoch der Prozess gegen die sogenannte "Bande der Barbaren" begonnen, die 2006 einen jungen jüdischen Mann aus antisemitischen Motiven über drei Wochen hinweg zu Tode gefoltert hat. Ilan Halimi starb auf dem Weg ins Krankenhaus, nachdem ihn seine Peiniger nackt, geschunden und entkräftet an Bahngleisen nördlich von Paris zurückgelassen hatten.

Angeklagter provoziert
Der mutmaßliche Anführer der Gruppe, Youssouf Fofana, wollte mit der Entführung bis zu 450.000 Euro Lösegeld erpressen. Zum Prozessauftakt provozierte er das Gericht und die Angehören des Opfers. Mit nach oben gerecktem Daumen rief er "Allah wird siegen". Auf die Frage nach seinem Familiennamen antwortete er: "Afrikanischer Barbar, bewaffnet, aufrührerisch, salafistisch." Als Geburtsdatum gab er den 13. Februar 2006 an, den Todestag seines Opfers.

Gegen den Willen von Ilans Mutter Ruth wird der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, weil mehrere mutmaßliche Komplizinnen Fofanas während der Tat minderjährig waren. Ruth Fofana hatte die Zulassung der Medien gefordert, "weil jeder wissen soll, wer Ilan gefoltert und getötet hat, weil er ein Jude ist. Die Vorführung der Angeklagten verfolgte sie im Gebet in sich gekehrt.

Bewusst Juden ausgewählt
Bei der Suche nach dem 23-jährigen Ilan hatte die Polizei ein antisemitisches Motiv zunächst ausgeschlossen und der Familie von der Lösegeldzahlung abgeraten, um Zeit zu gewinnen. Im Verhör gab Fofana jedoch an, er habe sein Opfer bewusst gewählt, "weil Juden zahlen".

Das Verbrechen, für das sich insgesamt zehn junge Frauen und 17 junge Männer verantworten müssen, hatte weit über die Grenzen Frankreichs hinaus für Entsetzen gesorgt. Die Anklage gegen den Hauptverdächtigen lautet auf vorsätzliche Tötung wegen der Religionszugehörigkeit des Opfers sowie auf Geiselnahme, versuchte Erpressung, Folter und Barbarei.

Tat rekonstruiert
Aus Geständnissen ist die schwer fassbare Tat rekonstruiert: Fofana lässt Ilan am 21. Jänner 2006 in Sceaux südwestlich von Paris von einer jungen Frau in die Falle locken. Halimi wird zunächst in eine leerstehende Wohnung in einem Sozialbau gebracht, ausgezogen und gefesselt, mit Klebeband werden Mund und Augen geschlossen. Ernährt wird Ilan mit Suppen, die er durch einen Strohhalm schlürfen muss. Einer seiner Bewacher drückt einen Joint auf seiner Stirn aus, ein anderer schneidet ihm in die Wange. Fotos des gequälten Mannes werden der Familie zugemailt.

Um die Geiselnahme besser geheim halten zu können, wird Ilan von seinen Peinigern in einen Technikraum des Sozialbaus gebracht und weiter gequält. Um seine Angst zu erhöhen, gibt sich die Gruppe gegenüber ihrem Opfer als "Bande der Barbaren" aus. Erst, Nachdem einige Aufpasser die Nerven verlieren und keine Kontaktaufnahme zu den Eltern zustande kommt, beendet Fofana das Martyrium. Doch als Ilan am 13. Februar gefunden wird, liegt er bereits im Sterben.

Nach Hinweisen einer Komplizin kommt die Polizei der Bande auf die Spur. Fofana, der vor der Tat schon mehrfach im Gefängnis saß, gelingt zunächst die Flucht in die Elfenbeinküste (Cote d'Ivoire), dem Herkunftsland seiner Eltern. Die Bilder seiner Verhaftung in Abidjan am 22. Februar 2006 gingen um die Welt. Wenn der Prozess in zehn Wochen endet, muss er mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen.

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