Neue Hoffnung

Mississippi-Dämme trotzen Hochwasser

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Neue Hoffnung in den amerikanischen Flutgebieten. Die Mississippi-Dämme trotzten den Wassermassen.

Erster Hoffnungsschimmer in den amerikanischen Flutgebieten: Während die Hochwasser-Welle des Mississippi südwärts rollt, haben die Dämme den Wassermassen zunächst weiter getrotzt. Nach US-Medienberichten vom Montag erreichten in vielen Ortschaften in den Staaten Illinois und Missouri die Pegel ihren Höchststand. Dabei hielten die Schutzwälle, die durch Millionen von Sandsäcken verstärkt worden waren, wie der US-Fernsehsender CNN meldete.

Scheitelpunkt der Flut
Weiter flussabwärts bereiteten sich die Menschen auf die Ankunft des Scheitelpunkts der Flut vor. Mancherorts wurde mit einem Anstieg des Pegelstands um bis zu drei Meter gerechnet. Der Nationale Wetterdienst erwartet für die nächsten Tage zwar vereinzelt neuen Regen, rechnet aber nicht mit einer Verschärfung der Flutsituation.

Auch in den Waldbrandgebieten Nord-Kaliforniens hellte sich die Lage etwas auf: Sinkende Temperaturen und abflauende Winde helfen den Feuerwehren im Kampf gegen mehrere hundert Brandherde. Ein 14 Quadratkilometer großes Feuer im weltberühmten Weinbaugebiet Napa Valley konnte nach Angaben der Behörden zu 35 Prozent eingedämmt werden. Wegen der sich rasch ausbreitenden Feuer waren in einem Landkreis vorübergehend 2000 Menschen in Sicherheit gebracht worden. Die Brände waren durch Blitzschläge ausgelöst worden.

Aufräumarbeiten beginnen
Vielerorts in den Überschwemmungsgebieten im Mittleren Westen machten sich die Menschen inzwischen ans Aufräumen. In der Stadt Cedar Rapids (US-Bundesstaat Iowa) rechneten die Behörden mit der dreifachen Menge Müll und Unrat, die sonst während eines ganzen Jahres anfallen. 25.000 Menschen hatten sich während der Flut allein dort in Sicherheit bringen müssen, viele standen bei ihrer Rückkehr verzweifelt vor dem Nichts. "Unser ganzes Leben steht hier am Straßenrand herum. Wir werden nicht hierher zurückkehren, das halte ich nicht aus", sagte Sharona Hyke der "New York Times".

Acht Meter über Normal
Der Pegel des Mississippi lag am Samstag etwa acht Meter über dem Normalstand. Nachdem in den Vortagen über 30 Dämme entlang des größten nordamerikanischen Flusses gebrochen oder überschwemmt worden waren, gab es zunächst keine Berichte über weitere gebrochene Dämme.

Mega-Einsatz
Tausende von Freiwilligen und Nationalgardisten versuchten auch am Samstag, Dämme entlang des Mississippi mit Sandsäcken zu stabilisieren. Die nach Süden rollende Flutwelle sollte St. Louis am Samstag erreichen. Insgesamt wohnen im Großraum der Stadt rund eine Million Menschen.

Dutzende Dämme gebrochen
Am Freitag waren bereits nördlich von St. Louis rund ein Dutzend Dämme gebrochen. Im Lincoln Landkreis wurden laut dem TV-Senders CNN mehr als 300 Häuser überschwemmt. Der Gouverneur von Missouri, Matt Blunt, besuchte am Freitag den Landkreis und versprach den evakuierten Menschen rasche Hilfe. Der Gouverneur von Illinois forderte am Freitag laut "Washington Post" Präsident George W. Bush auf, die versprochene Katastrophenhilfe zu beschleunigen.

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© oe24

(c) AP

Nachdem in den Staaten Iowa und Illinois 23 Dämme überschwemmt oder geborsten waren, hatte am Donnerstag in Missouri ein erster Schutzwall nachgegeben. Der Scheitel der Flutwelle wird am Sonntag bei St. Louis mit seinen 350.000 Einwohnern erwartet. Das Pionierkorps des US-Heeres befürchtet, dass entlang der wichtigsten Wasserstraße der USA zwischen Iowa und Missouri in den nächsten Tagen noch einmal 25 Dämme überflutet werden oder brechen könnten.

Vielerorts hat sich Schlamm abgelagert, und die Behörden warnen, er könnte giftige Chemikalien enthalten. Zudem fällt der rund 3.800 Kilometer lange Mississippi als wichtiger Transportweg teilweise aus. Bauern und Tausende anderer Gewerbetreibende können ihrem Broterwerb nicht nachgehen und stehen fassungslos vor den Zerstörungen.

Bisher 24 Tote
24 Menschen sind seit Beginn der Unwetter und Überflutungen ums Leben gekommen, 40.000 mussten ihre Häuser verlassen. Beobachter gehen davon aus, dass sich der Schaden auf 20 Milliarden Dollar (12,92 Mrd. Euro) summieren wird. Am Donnerstag reiste Präsident George W. Bush in die Region. Der Präsidentschaftskandidat John McCain hat sein Kommen angekündigt, sein Konkurrent Barack Obama war bereits zu Beginn der Woche dort. Die US-Behörden stellen aus dem Hilfsfond für Katastrophen vier Milliarden Dollar bereit.

Bush im Überschwemmungsgebiet

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US-Präsident George W. Bush besuchte inzwischen die Überschwemmungsgebiete am Donnerstag und versprach rasche Hilfe."Wo immer wir umgehend helfen können, helfen wir, und dann planen wir für den Wiederaufbau", betonte der Präsident in Cedar Rapids (Iowa), wo vorige Woche rund 25.000 Menschen vor den Fluten geflohen waren. Bush versicherte auch Betroffenen in kleineren Ortschaften, dass die Behörden sie nicht vergessen würden. "Es sind harte Zeiten für Sie", sagte er an die Adresse der Flutopfer gerichtet.

Häftlinge halfen mit
Mehr als tausend Angehörige der Nationalgarde und zahlreiche Insassen staatlicher Gefängnisse bemühten sich im ganzen Staat, die Dämme zu verstärken, wie eine Sprecherin des Katastrophenschutzes von Illinois dem Nachrichtensender CNN sagte.

Foto: (c) AP

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