Wieder Opfer bei Demos

Österreicher in der Todeszone Myanmar

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Mehr als 70 Tote hat bisher der Aufstand gegen die Militärs in Myanmar gefordert. 

Yangon. Die Proteste in Myanmar halten an. Wieder gingen von Hpakant im Norden bis Myeik im Süden Myanmars Menschen auf die Straße, um gegen die Militärjunta zu demonstrieren. In Yangon setzten sich Demonstranten auf eine Kreuzung, sangen und beteten. Armee und Polizei antworten mit Gewalt: 70 Menschen wurden bisher getötet, acht allein am Samstag: „Sie zielen auf die Köpfe der Menschen“, sagt Jochen Meissner, ein Oberösterreicher, der seit neun Jahren in Myanmar lebt und ein Mountainbike-Unternehmen betreibt.

Seit der Machtübernahme der Militärs am 1. Februar gehen die Menschen in dem südostasiatischen Land zu Zehntausenden auf die Straße. Sie fordern die Freilassung der entmachteten Regierungschefin Aung San Suu Kyi sowie einen Rückzug der Militärs 

Jochen Meissner (43) lebt in Myanmar, betreibt ein Mountainbike-Unternehmen.


ÖSTERREICH: Das Militär putschte, seither herrscht Gewalt in Myanmar. Beschreiben Sie die Situation.


Jochen Meißner: Das Militär befürchtete nach dem Sieg der National League for Democracy im November den völligen Machtverlust. Der Präsident, Premier Aung San Suu Kyi, die Friedensnobelpreisträgerin, und alle Minister wurden festgenommen. Jetzt bekämpfen Militär und Polizei gemeinsam das eigene Volk, das den Betrug nicht hinnehmen will. Polizei und Militär schießen scharf, es gibt über 70 Tote.

 


ÖSTERREICH: Wird gezielt auf Demonstranten gefeuert?


Meißner: Ja, sie schießen auf den Kopf, gerne von hinten. Scharfschützen feuern ganz bewusst in die Menge, um die Menschen abzuschrecken. Aber das Gegenteil ist der Fall. Es kommen immer mehr zu Demos.


ÖSTERREICH: Nehmen Sie daran teil?


Meißner: Am Anfang ja, da waren diese friedlich. Ende Februar ist es aber eskaliert, seither halte ich mich raus. Ich bin 1,98, drei Köpfe größer als alle Burmesen: Ich steche aus der Masse raus, kann mich nicht verstecken. Werde ich erwischt, werde ich des ­Landes verwiesen.


ÖSTERREICH: Was ist mit ­Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi geschehen?


Meißner: Sie stand unter Hausarrest, wurde vergangene Woche verlegt, ich weiß nicht wohin. Das Militär wirft ihr Bestechlichkeit vor – sie soll 11 Kilo Gold und 600.000 Dollar von einem Minister erhalten haben.


ÖSTERREICH: Was erwarten Sie von der EU?


Meißner: Wichtig wäre, dass die Militärregierung nicht anerkannt wird.  

K. Wendl   

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