Eine Frau soll die Schwangerschaft zu spät abgebrochen haben. Die Polizei stürmte das Spital.
In Italien hat ein Polizeieinsatz wegen eines Schwangerschaftsabbruchs am Mittwoch für Aufregung gesorgt. Nach einem anonymen Hinweis überprüften Polizeibeamte eine 39-Jährige in Neapel. Noch im Krankenhaus konfrontierten sie die Frau mit den Anschuldigungen, sie habe zu spät und damit illegal abgetrieben.
Befragung unter Einfluss von Medikamenten
Sie habe sich noch
unter Einfluss von Narkosemitteln den Fragen einer Polizistin stellen
müssen, berichtete die Frau in der Zeitung "La Repubblica". Anschließend
leitete die Polizei Ermittlungen ein und kündigte an, den Fötus der Frau zu
untersuchen. Der italienische Gesundheitsminister zeigte sich "tief
geschockt" von dem Vorfall und sprach von einer "Hexenjagd".
Abbruch bis 24. Schwangerschaftswoche erlaubt
Nach Angaben des
Krankenhauses war die Schwangere erst in der 21. Woche. In Italien sind
Abtreibungen bis zur 24. Schwangerschaftswoche erlaubt. Eine Voruntersuchung
des Fötus' habe zuvor eine Chromosomen-Anomalie ergeben.
Umstrittenes Thema Abtreibung
Abtreibungen sind in Italien seit
1978 erlaubt, aber nach wie vor ein sensibles Thema. Die katholische Kirche
versucht regelmäßig ihren Einfluss auf die Politik geltend zu machen, um
eine Verkürzung der Abtreibungsfrist zu erreichen. Im Vorfeld der
Parlamentswahlen im April hatte sich der rechtskonservative
Oppositionsführer Silvio Berlusconi am Dienstag sogar für ein Recht auf
Leben "vom Zeitpunkt der Empfängnis an" ausgesprochen. Später ruderte er
jedoch zurück und erklärte, das Thema werde nicht Teil seiner Wahlkampagne
sein.