US-Insider gehen von Abschuss aus

Putin bestätigt Tod von Söldner-Chef Prigoschin

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Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Tod von Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin bestätigt.  

Putin kondolierte am Donnerstag in einer Fernsehansprache Prigoschins Familie und würdigte ihn als talentierten Geschäftsmann. Zu der Ursache des Absturzes am Vortag sagte Putin, es müssten die Ermittlungen abgewartet werden. Dies würden Zeit in Anspruch nehmen. Es war das erste Mal, dass sich Putin zu dem Absturz äußerte.

Die Ukraine hat jede Verwicklung bestritten. Putin und Prigoschin hatten sich nach dessen Aufstand im Juni offen zerstritten. Unterdessen nahmen die russischen Behörden ihre Ermittlungen auf. Das für schwere Straftaten zuständige Untersuchungskomitee erklärte am Donnerstag, wegen "Verstoßes gegen die Sicherheitsvorschriften im Luftverkehr" zu ermitteln. Das Komitee schickte demnach ein Ermittlerteam an die Absturzstelle. Einflussreiche Kreml-Unterstützer glauben an ein Attentat. Die USA gehen Insidern zufolge von einem Abschuss des Flugzeugs aus.

Putin
© APA/AFP/SPUTNIK/ALEXANDER KAZAKOV
× Putin
Kreml-Herrscher Wladimir Putin 

Biden verdächtigt Putin als Drahtzieher 

US-Präsident Joe Biden sagte: "Ich weiß nicht genau, was passiert ist. (...) In Russland passiert nicht viel, hinter dem Putin nicht steht." Die EU wollte den Vorfall vorerst nicht kommentieren. Man habe die Berichte über den Flugzeugabsturz gesehen, aber die Informationen ließen sich nur sehr schwer verifizieren, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Dienstes am Donnerstag. "Kaum etwas, was in diesen Tagen aus Russland kommt, ist glaubwürdig."

Joe Biden
© Twitter
× Joe Biden
US-Präsident Joe Biden vermutet Putin als Drahtzieher

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) zeigte sich "nicht überrascht" über den mutmaßlichen Tod Prigoschins. "Es ist eigentlich nicht überraschend, dass das geschehen ist", sagte Schallenberg Mittwochabend in der ZiB2 des ORF. Bereits in der Vergangenheit hätten Personen, die Handlungen oder Äußerungen setzten, die "Putin nicht zu Gesicht stehen", dann "rasch eine verkürzte Lebenszeit" gehabt.

Sogar Putin-Verbündete vermutet "das Offensichtliche"

Die Putin-Verbündete und Chefin des staatlichen Medienunternehmens RT, Margarita Simonjan, schien zu vermuten, dass es sich um ein Attentat gehandelt haben könnte. Zu Gerüchten im Internet, es könne ein Verschwinden Prigoschins "inszeniert" worden sein, sagte sie in Onlinemedien: "Aber ich persönlich neige zu der offensichtlicheren Variante."

Das Flugzeug war am frühen Mittwochabend in der russischen Region Twer abgestürzt. Nach Angaben des Katastrophenschutzministeriums überlebte keiner der zehn Insassen. Die russische Luftfahrtbehörde Rosawiatsija bestätigte, dass sich Prigoschin an Bord des Flugzeugs auf dem Weg von Moskau nach St. Petersburg befunden habe.

Über die anderen Passagiere war zunächst nur wenig bekannt, russischen Medien zufolge waren die meisten Wagner-Söldner. Unter den mutmaßlichen Toten war den Angaben von Rosawiatsija zufolge auch Prigoschins rechte Hand, Dmitri Utkin. Von den Behörden hieß es, bei dem nahe des Dorfes Kuschenkino abgestürzten Flugzeug habe es sich um einen Privatjet vom Typ Embraer Legacy gehandelt.

Angebliche Videos des Absturzes im Internet 

Auf mehreren mit der Wagner-Gruppe in Verbindung stehenden Kanälen des Onlinedienstes Telegram wurden angebliche Videos des Absturzes verbreitet, deren Echtheit die Nachrichtenagentur AFP zunächst nicht verifizieren konnte. Sie zeigten brennende Trümmer auf einem Feld oder ein vom Himmel fallendes Flugzeug.

Prigoschin-Jet abgestürzt
© TELEGRAM/ @grey_zone / AFP / APA
× Prigoschin-Jet abgestürzt
 

Die USA gehen unterdessen Insidern zufolge davon aus, dass die Prigoschin-Maschine durch eine Luftabwehr-Rakete abgeschossen wurde. Die Rakete sei demnach innerhalb Russlands abgefeuert worden, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus US-Kreisen. Das russische Online-Medium Basa berichtete indes über den Verdacht, eine Explosion habe zum Absturz des Flugzeugs geführt. Demnach verfolgen die Ermittler die Theorie, dass ein oder zwei Bomben an Bord des Flugzeuges waren. Das nicht-staatliche Magazin hat üblicherweise gute Kontakte in Sicherheitskreise.

Vor dem Wagner-Hauptquartier in St. Petersburg legten Menschen Blumen, Kerzen und Aufnäher mit dem Wagner-Logo nieder. "Es ist, als würde man einen Vater verlieren", sagte ein Mann.

Freude in der Ukraine 

In der Ukraine, wo Wagner-Truppen lange gekämpft hatten, herrschte hingegen Freude über den mutmaßlichen Tod Prigoschins. "Ich bin wirklich froh darüber, dass diese Person gestorben ist, wenn es stimmt", sagte eine Regierungsmitarbeiterin im Zentrum von Kiew. "Hoffen wir, dass es so ist."

Bis zu einer kurzzeitigen Rebellion vor zwei Monaten gegen die russische Armeeführung hatte die Wagner-Gruppe eine große Rolle für die russische Offensive in der Ukraine gespielt. Zugleich trat Prigoschins Konflikt mit den russischen Militärspitzen offen zutage.

Am 23. Juni besetzten Wagner-Söldner dann militärische Einrichtungen im Süden Russlands und marschierten anschließend in Richtung Moskau. Die Rebellion richtete sich gegen den russischen Generalstab und Verteidigungsminister Sergej Schoigu, denen Prigoschin Versagen im Ukraine-Konflikt vorwarf.

Aufstand von Söldner-Truppe gegen Putin 

Den Aufstand blies Prigoschin zwar schon nach einem Tag ab. Mit der kurzzeitigen Rebellion hatte der Wagner-Chef jedoch die Autorität von Staatschef Putin in Frage gestellt. Ohne ihn namentlich zu nennen, brandmarkte Putin den Wagner-Chef damals als Verräter. Bis zu dem Aufstand hatte Prigoschin lange als enger Vertrauter Putins gegolten.

In den Wochen nach der Wagner-Rebellion war Prigoschins Schicksal ungewiss. Am vergangenen Montag tauchte er dann in einem von Wagner-nahen Gruppierungen verbreiteten Video auf. Darin berichtete er, sich in Afrika zu befinden. Die Wagner-Gruppe ist auch in mehreren afrikanischen Ländern aktiv.
 

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