Manipulation

Streit um Wahl zum größten russischen Helden

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Russische Medien suchen den wichtigsten Russen der Geschichte. Stalin führte lange, liegt aber nur mehr auf Rang 2. Man wittert Manipulation.

Bei der Wahl des größten russischen Helden aller Zeiten hat der zunächst führende Diktator Josef Stalin unter mysteriösen Umständen seinen Vorsprung eingebüßt. Hörer des Moskauer Radiosenders "Echo Moskwy" beschwerten sich am Dienstag über eine angebliche Manipulation bei der Auszählung der Stimmen, mit der das Staatsfernsehen ein für Russland peinliches Resultat verhindern wolle. So soll der mittlerweile knapp in Front liegende letzte russische Zar Nikolaus II. pro Stunde Zehntausende Stimmen erhalten haben, während für Stalin nur noch vereinzelt votiert wurde. Die Aktion läuft noch bis zum September.

"Menschen kennen Wahrheit nicht"
"Die Menschen kennen die Wahrheit einfach nicht", sagte der Leiter des Instituts für russische Geschichte, Wladimir Lawrow, der Internetzeitung Gaseta.ru in Moskau. Menschenrechtler beklagen immer wieder eine mangelnde Aufarbeitung der Massenmorde unter dem gebürtigen Georgier Stalin (1878-1953). Lawrow kritisierte, dass etwa in den Geschichtslehrbüchern Stalins Politik als Heldentat für Russland dargestellt werde. An der Seite der Westalliierten ging die Sowjetunion als Sieger aus dem Zweiten Weltkrieg hervor.

In der Aktion "Historische Wahl 2008" des staatlichen Fernsehsenders "Rossija", des Instituts für Geschichte und des Fonds Gesellschaftliche Meinung sind von ursprünglich 500 Kandidaten noch 50 im Rennen. Knapp 2,4 Millionen Menschen haben bisher abgestimmt. Hinter Zar Nikolaus und Stalin liegt derzeit der Revolutionsführer Lenin auf dem dritten Platz. Bei einer ähnlichen Abstimmung im ZDF war 2003 Ex-Kanzler Konrad Adenauer zum größten Deutschen gewählt worden.

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