Busse überfordert

U-Bahn Streik legt London lahm

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Täglich fahren 3,5 Millionen Menschen mit der "Tube". Viele Pendler suchten am Mittwoch nach alternativen Wegen zum Arbeitsplatz

Ein Streik der U-Bahn-Mitarbeiter hat am Mittwoch den Berufsverkehr in London fast zum Erliegen gebracht. Wie die Verkehrsbetriebe der britischen Hauptstadt mitteilten, lagen neun der elf U-Bahn-Linien völlig oder teilweise lahm. Viele Pendler wichen auf Fahrräder und Motorräder aus oder liefen zur Arbeit.

"Wenn es so schlimm wird wie heute, muss ich morgen frei nehmen", sagte eine Londonerin. "Dabei will ich arbeiten gehen, ich muss doch meine Miete verdienen." Um den Pendlern den Weg zur Arbeit zu erleichtern, setzten die Verkehrsbetriebe zusätzlich Busse ein und boten einen Boot-Transfer über die Themse an. Einige Bahnen waren so voll, dass sie an den Haltestellen einfach vorbeifuhren, ohne weitere Passagiere mitzunehmen.

Der Streik drohte auch ein Fußballspiel im Londoner Wembley-Stadion am Abend zu beeinflussen. Für die Begegnung zwischen England und Andorra könne kein Extra-Service eingerichtet werden, teilte die Eisenbahngesellschaft Chiltern Railways mit.

"Ärgerlich und überflüssig"
Londons Bürgermeister Boris Johnson bezeichnete den Ausstand in der BBC als "ärgerlich und überflüssig". Die Gewerkschaft RMT und die Arbeitgeber lägen bei ihren Verhandlungen um Gehaltserhöhungen und bessere Arbeitsbedingungen nah beieinander. Er forderte beide Seiten deshalb zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. RMT-Chef Bob Crow sagte hingegen, es gebe "gute Gründe" für den Ausstand. In seiner Gewerkschaft sind 10.000 der insgesamt 13.400 U-Bahn-Mitarbeiter organisiert.

Mehrere tausend Angestellte der "Tube" waren am Dienstagabend in einen auf 48 Stunden angesetzten Streik getreten, nachdem die Tarifverhandlungen in letzter Minute gescheitert waren. Der Ausstand sollte bis Donnerstagabend andauern. Er könnte der Londoner Wirtschaft teuer zu stehen kommen: Die Verkehrsbetriebe rechneten mit Kosten von 50 Millionen Pfund (58,3 Mio. Euro) pro Streiktag. Bis zu vier Millionen Menschen nutzen täglich die Londoner U-Bahn.

Foto: (c) Getty Images

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