UN-Konferenz in Bonn brachte keine Einigung: Zwei-Grad-Ziel wackelt.
Eine zehntägige UN-Konferenz in Bonn hat am Donnerstag noch keinen brauchbaren Vertragstext für den Weltklimagipfel im Dezember in Paris zustande gebracht. Der Entwurf ist weiterhin viel zu lang und enthält zu viele verschiedene Optionen. Vom 31. August bis zum 4. September ist eine weitere Vorbereitungskonferenz in der westdeutschen Stadt geplant.
Zwei-Grad-Ziel wackelt
Beim Weltklimagipfel soll ein Abkommen für mehr als 190 Staaten erzielt werden. Die dort getroffenen Absprachen sollen die Treibhausgas-Emissionen so verringern, dass sich die Erdatmosphäre um nicht mehr als zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit im 19. Jahrhundert erwärmt. Die G7-Staaten hatten am Montag bei ihrem Gipfel in Elmau das Zwei-Grad-Ziel bekräftigt.
Die Bonner Konferenz zeigte jedoch, wie sehr es bei der Umsetzung noch hakt. Viele Länder wollten sich zumindest vorerst noch nicht festlegen. Die beiden Vorsitzenden, der Amerikaner Daniel Reifsnyder und der Algerier Ahmed Djoghlaf, betonten am Donnerstag zwar, dass es durchaus gelungen sei, den 90-seitigen Vertragstext zu straffen. Allerdings müssten die Delegierten bei der nächsten Konferenz in Bonn größere Entscheidungsbefugnisse haben.
Umweltschützer enttäuscht
Umweltschutz-Organisationen reagierten enttäuscht. "Wenn die entwickelten Industrienationen nicht endlich eine glaubwürdige Vorreiterrolle einnehmen, dann wird es in Paris nicht gelingen, die globale Erwärmung auf ein noch tolerierbares Maß einzudämmen. Die Staats- und Regierungschefs müssen endlich aufwachen und Verantwortung übernehmen", forderte Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von Global 2000 in einer Aussendung.
"Ernüchternd", war der Kommentar des deutschen Greenpeace-Experten Martin Kaiser. "Bis zur Klimakonferenz in Paris ist nicht mehr viel Zeit", warnte er. "Spätestens beim informellen Ministertreffen in Paris im Juli muss unmissverständlich gesagt werden: Nutzt die wenigen verbleibenden Verhandlungstage endlich effektiv!" Sonst drohe ein enttäuschend schwaches Pariser Abkommen. Jan Kowalzig von Oxfam meinte: "Trotz der politischen Signale vom G7-Gipfel wird der Weg nach Paris sehr steinig."