"Die Leichen der Kinder sind kaum zu identifizieren", sagte ein Polizeisprecher nach dem Selbstmordanschlag auf ein Wahllokal.
Bei einem verheerenden Anschlag auf ein Wahllokal in Pakistan sind am Sonntag mindestens 30 Menschen getötet worden, darunter vier Kinder. Mindestens 25 weitere wurden teils schwer verletzt, als sich der Attentäter in einem mit Sprengstoff beladenen Fahrzeug in die Luft sprengte.
Weitere Opfer verschüttet
Die Opferzahl könnte noch weiter
steigen, da das Schulgebäude, in dem die Nachwahl für einen Sitz im
Parlament in Islamabad abgehalten wurde, durch die Detonation einstürzte und
unter dem Schutt noch weitere Opfer befürchtet wurden. Anrainer suchten
mit ihren bloßen Händen in dem Geröll nach ihren Angehörigen und weiteren
Überlebenden.
Kein Bekennerschreiben bisher
Der pakistanische Premierminister
Yousus Raza Gilani und Präsident Asif Ali Zardari verurteilten den "feigen
Anschlag". Bisher bekannte sich niemand zu der Tat. Das Attentat ereignete
sich im Nordwesten des Landes nahe der Stadt Buner. Die Region im
Grenzgebiet zu Afghanistan gilt als Hochburg radikal-islamischer Extremisten
sowie als Rückzugsraum von Taliban-Kämpfern und Al-Kaida-Terroristen. Im
benachbarten Swat-Tal liefern sich Armee und Extremisten seit Monaten
heftige Gefechte.
"Die Leichen der Kinder sind kaum zu identifizieren", sagte ein Polizeisprecher. "Wir wissen nicht, wie viele Menschen tot und wie viele am Leben sind", klagte ein verzweifelter Mann.
"Werden Krebs heilen"
Am Vortag, am Todestag seiner vor
einem Jahr bei einem Anschlag getöteten Ehefrau Benazir Bhutto, hatte der
pakistanische Präsident Zardari einen entschlossenen Kampf gegen Terrorismus
angekündigt. "Wir haben akzeptiert, dass wir Krebs haben. Und wir werden das
heilen", sagte Zardari in der Nähe des Grabes seiner Frau, an dem sich bis
zu 200.000 Menschen im Gedenken versammelt hatten.
Zardari hatte nach dem Attentat am 27. Dezember vergangenen Jahres die Führung der Volkspartei übernommen und im September Pervez Musharraf als Präsident abgelöst. In seiner Rede ließ er offen, wie Terrorismus bekämpft und die nach den Anschlägen von Bombay belasteten Beziehungen zu Indien entspannt werden sollen. Am Todestag war seine Regierung aber bemüht, nach zuvor erfolgter Truppenverstärkung in Kaschmir die Wogen zu glätten: "Wir wollen nicht kämpfen, wir wollen keinen Krieg, wir wollen keine Aggression im Verhältnis zu unseren Nachbarn", so Ministerpräsident Gilani.