Die Explosion ereignete sich bei einer beliebten Hundekampf-Veranstaltung.
Ein Selbstmordattentäter hat am Sonntag bei einem Hundekampf in der südafghanischen Stadt Kandahar Dutzende von Menschen in den Tod gerissen. Der Gouverneur der Provinz Kandahar, Assadullah Khalid, sprach von 80 Toten, ein Sprecher des Kabuler Gesundheitsministeriums, Abdullah Fahim, dagegen von 67 Toten und 90 Verletzten. Die Zahl der Toten könne aber noch steigen, sagte der Sprecher.
300 Besucher bei Hundekampf
Zu dem in Afghanistan äußerst
populären Hundekampf-Spektakel hatten sich auf einem Feld am Rande Kandahars
mehr als 300 Menschen versammelt, darunter mehrere Führer afghanischer
Milizen, hieß es. Augenzeugen berichteten, Leibwächter eines Milizführers
hätten nach der von dem Selbstmordattentäter ausgelösten Explosion in die
Menge gefeuert. Wali Karzai, ein Bruder des afghanischen Präsidenten Hamid
Karzai, sagte, Ziel des Angriffs sei ein Milizführer namens Abdul Hakim Jan
gewesen. Dieser sei unter den Toten, sagte Wali Karzai, der Vorsitzender des
Provinzrats von Kandahar ist. Ein Augenzeuge, Faizullah Kar Gar, sagte,
Leibwächter Jans hätten nach dem Anschlag in die Menge geschossen. "Meiner
Meinung nach war nach der Explosion kein Taliban mehr da, aber die
Leibwächter schossen trotzdem", sagte er.
"Heiliger Krieg" gegen Fremde im Land
In der Region
sind Taliban-Aufständische besonders aktiv. Die Taliban, deren
islamisch-fundamentalistisches Regime 2001 durch eine US-geführte
Militärinvasion gestürzt worden war, haben zum "Heiligen Krieg" gegen die
Fremden im Land und gegen die pro-westliche Kabuler Regierung aufgerufen,
die sich nur mit Unterstützung von Zehntausenden ausländischer Soldaten an
der Macht halten kann. Kanada hatte mit dem Abzug seiner 2300 Soldaten aus
der heftig umkämpften Provinz Kandahar gedroht, falls keine zusätzlichen
Truppen von anderen NATO-Verbündeten zur Verfügung gestellt werden sollten.
Seit Anfang vorigen Jahres sind in Afghanistan bei Kämpfen und Anschlägen
mehr als 6500 Zivilisten und Militärangehörige ums Leben gekommen.
Folgenschwerster Anschlag seit November
Der bisher
folgenschwerste Terroranschlag erfolgte im vergangenen November in Baghlan.
Nach dem Angriff eines Selbstmordattentäters schossen Leibwächter von
Politikern um sich. Insgesamt wurden 70 Menschen, darunter sechs
Parlamentsabgeordnete sowie 58 Lehrer und Schüler, getötet.
NATO-Kommandant: Bevölkerung läuft zu Taliban über
Der
Oberkommandierende der NATO-geführten Afghanistan-Schutztruppe ISAF, General
Egon Ramms, hatte zuletzt mehr Truppen für den Einsatz in Afghanistan
gefordert. Der frühere deutsche Stabschef der ISAF, General Bruno Kasdorf,
hatte erklärt, mittlerweile bestehe "ganz konkret" die Gefahr, dass die
Bevölkerung zu den Taliban überlaufe. US-Verteidigungsminister Robert Gates
hatte vor einem Senatsausschuss in Washington erklärt, er fürchte eine
zweigeteilte Allianz, in der es Partner gebe, die bereit seien, für die
Sicherheit anderer zu sterben, und solche, die dies nicht seien. Wenn dieser
Zustand anhalte oder gar schlimmer werde, würde dies "einen Schatten auf die
Zukunft der Allianz" werfen.
USA finden keine Partner für Kampfeinsätze
Für die USA
wird es nach Erkenntnissen des Internationalen Instituts für Strategische
Studien (IISS) in London immer schwerer, Partner für Kampfeinsätze wie in
Afghanistan zu finden. Die dortige Gewalt werde durch die unsichere Lage im
Nachbarland Pakistan weiter gefördert. Afghanistan droht laut jüngstem
IISS-Bericht der Zerfall, sollten die NATO-Truppen es nicht schaffen, die
Taliban niederzuringen. Es gebe immer mehr Hinweise, dass sich die
Aufständischen vom umkämpften Süden in die nördlichen Provinzen bewegten.
Der deutsche Bundesnachrichtendienst hatte zuletzt vor einer sich
verschlechternden Sicherheitslage in Afghanistan gewarnt.