Historischer Besuch

Türkischer Staatspräsident Gül reist nach Armenien

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Die Türkei und Armenien unterhalten keine diplomatischen Verbindungen, der türkische Präsident reist zu einem Fußballspiel zwischen den beiden Ländern.

Die Türkei und Armenien wollen ein Spiel ihrer Fußballnationalmannschaften für ein Signal der politischen Entspannung nutzen. Der türkische Staatspräsident Abdullah Gül werde eine Einladung des armenischen Präsidenten Sersch Sarkissian annehmen und als Zuschauer erstmals nach Armenien reisen, berichtete die türkische Tageszeitung "Radikal" am Dienstag. Das Spiel findet am 6. September statt. Vorher solle eine Delegation des türkischen Außenministeriums in der armenische Hauptstadt Eriwan Gespräche aufnehmen. Eine offizielle Bestätigung des Besuches gab es am Dienstag noch nicht.

Die beiden Nachbarstaaten unterhalten keine diplomatischen Beziehungen. Armenien fordert von der internationalen Gemeinschaft, Massaker an mehr als eineinhalb Millionen Armeniern im Osmanischen Reich als Völkermord anzuerkennen. Der Vorwurf des Genozids wird von der Türkei heftig bestritten. Ein zweiter Streitpunkt ist die von Armenien besetzte Kaukasus-Enklave Berg-Karabach, die völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehört. Sarkissian hatte Ende August in einem Interview mit "Radikal" erklärt, eine türkische Anerkennung eines Völkermordes sei keine Voraussetzung für die Verbesserung der Beziehungen. Eriwan sei bereit, diplomatische Beziehungen ohne Vorbedingungen aufzunehmen.

Gül erklärte danach, die Türkei wolle Probleme mit dem Nachbarland lösen. Ankara ist besorgt, dass es bei einer Reise Güls am Rande des Spiels zu heftigen Protesten gegen die Türkei kommen könnte. Die Blockade der armenisch-türkischen Grenze, die seit 1993 von Ankara aufrechterhalten wird, fügt der Wirtschaft der früheren Sowjetrepublik jährlich einen Schaden in Höhe von 500 Millionen US-Dollar zu.

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