Merkel kritisierte Simbabwes fehlende Einhaltung der Menschenrechte. Mugabe zeigte sich vor mehreren Staatschefs mit zweifelhaftem Ruf erzürnt.
Es dauerte 24 Stunden, bis Robert Mugabe reagierte. "Der jetzige Zustand von Simbabwe schadet dem Bild des neuen Afrikas", hatte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel dem Präsidenten des Landes vor den versammelten Staats- und Regierungschefs des EU- Afrika-Gipfels in Lissabon gesagt - und erst einmal Schweigen geerntet. Europa setze auf Demokratie und wolle "das neue Afrika stärken", betonte Merkel und schien auf Sympathie zu stoßen.
Alte Reflexe im "neuen Afrika"
Alte Reflexe löste
Merkels Aufruf an das "neue Afrika" zunächst bei Abdoulaye Wade aus, dem als
gemäßigt geltenden Präsidenten Senegals. Die "geschätzte Kanzlerin" wisse
einfach zu wenig von Simbabwe, sagte Wade vor Journalisten: "Leider sind die
meisten ihrer Informationen nicht exakt." Am Sonntag legte dann Mugabe
selbst nach. Deutschland, Dänemark, Schweden und die Niederlande erhöben
"falsche Vorwürfe" gegen sein Land: "Wir müssen diese Arroganz bekämpfen."
Einige Staatschefs mit zweifelhaftem Ruf versammelt
Die Simbabwer
hätten doch den Briten beigebracht, was Demokratie sei: Sie hätten in der
früheren britischen Kolonie gleiches Stimmrecht für alle erkämpft, erklärte
Mugabe. Einige afrikanische Länder sollen den 83-Jährigen gedrängt haben,
lieber zu schweigen. Aber Mugabe bestand auf seinem Auftritt, auch wenn
Merkel zum Zeitpunkt seiner Antwort nicht im Saale war. Dafür saßen einige
Staatschefs mit zweifelhaftem Ruf im Oval des Konferenzsaals, denen Mugabe
gewissermaßen Deckung bot. Wer versucht, aus den Veröffentlichungen von
Organisationen wie Amnesty International (AI) oder Human Rights Watch eine
Liste der zehn schlimmsten Politiker Afrikas aufzustellen, hat die Qual der
Wahl. In Lissabon forderten Menschenrechtler mehr Druck auf den Sudan,
dessen Regime für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit
in der Krisenregion Darfur verantwortlich sei. In Lissabon war der
sudanesische Präsident Omar al-Bashir gerade wegen Darfur ein gefragter
Gesprächspartner.
"Einige Gipfelgäste gehören eher ins Gefängnis!"
Gipfelgäste
wie die Präsidenten Omar Bongo Ondimba (Gabun), Umaru Yar'Adua (Nigeria),
Laurent Gbagbo (Elfenbeinküste) und Paul Kagame (Ruanda) regieren ebenfalls
Länder, die in AI-Berichten keinesfalls als Musterschüler dastehen. Neben
Luxemburgs Regierungschef Jean-Claude Juncker saß - mit Sonnenbrille und
elegantem, rotem Schultertuch - der Libyer Muammar al-Gaddafi. "Gaddafi ist
ein Verbrecher", schimpfte die portugiesische Europa-Abgeordnete Ana Gomes
von den Sozialisten am Rande des Gipfels. Überhaupt gehörten etliche hohe
Gäste eher ins Gefängnis als auf den Gipfel.