Namibia führte er in die Unabhängigkeit, in Indonesien vermittelte er erfolgreich. Die Erwartungen an den UNO-Gesandten Ahtisaari sind groß.
Bei Serben wie Kosovo-Albanern ist die Ungeduld groß. Am heutigen Freitag stellt Martti Ahtisaari endlich der Kosovo-Kontaktgruppe in Wien bestehend aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Russland und den USA seinen Vorschlag für die Zukunft des nach Unabhängigkeit strebenden Kosovo vor. Zunächst hinter verschlossener Tür - die Regierungen in Belgrad und Pristina will Ahtisaari erst Anfang Februar informieren.
Knifflige Missionen
Mühevoll hatte der UNO-Gesandte mit einem
Händchen für knifflige Missionen seit seiner Berufung im November 2005
zwischen Kosovo-Albanern und Serben eine Verhandlungslösung auszuloten
versucht. Ein durchschlagender Erfolg war dem Diplomaten trotz seiner
Erfahrung nicht beschieden. Die Kosovo-Albaner wollen nichts weniger als die
Unabhängigkeit der derzeit unter Verwaltung der UNO stehenden Region
akzeptieren; Serbien lehnt bis heute eine Loslösung seiner Provinz eisern
ab. Während er heute in Serbien wegen seiner angeblich pro-albanischen
Haltung unter Beschuss steht, hatte er sich noch im Jahr 2001 klar gegen
eine Unabhängigkeit des Kosovo ausgesprochen. "Mazedonien und Bosnien würden
aufhören zu existieren", warnte er damals in seinem Erinnerungsbuch "Mission
in Belgrad" vor den Folgen einer Loslösung der südserbischen Provinz.
Misserfolg wäre herber Rückschlag
Ein Misserfolg seiner
Mission wäre für den sozialdemokratischen Politiker ein herber Rückschlag,
galt er doch bisher als Spezialist für schwer zu knackende Nüsse. Mit Mitte
zwanzig trat der am 23. Juni 1937 in Viipuri, dem heutigen russischen Wyborg
bei St. Petersburg, geborene Ahtisaari in den Diplomatischen Dienst ein,
wurde 1973 Botschafter in Tansania und stand vier Jahre später als
Namibia-Beauftragter der UNO vor seiner ersten Bewährungsprobe.
Namibia in die Unabhängigkeit geführt
Mit Geschick
führte er Namibia aus der Abhängigkeit von Südafrika. Der damalige
UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar ernannte Ahtisaari 1987 zu einem seiner
Stellvertreter, zuständig für die Verwaltung der Vereinten Nationen. Nach
einem eher glanzlosen Intermezzo als finnischer Staatspräsident von 1994 bis
2000 war er erneut für die UNO tätig und überwachte unter anderem die
Entwaffnung der nordirischen Untergrundorganisation IRA. Vor zwei Jahren
gelang es ihm, die indonesische Regierung und die Rebellen in der Provinz
Aceh an einen Tisch zu bringen. Das Friedensabkommen vom August 2005 legte
den drei Jahrzehnte alten Konflikt bei.
Ausgewiesener Balkan-Kenner
Vor seiner Kosovo-Mission hatte sich
Ahtisaari bereits bei verschiedenen diplomatischen Aufträgen einen Ruf als
Balkan-Kenner erworben. Von September 1992 bis April 1993 leitete er eine
internationale Arbeitsgruppe für Bosnien-Herzegowina, dann wurde er zum
UNO-Sondergesandten für Ex-Jugoslawien ernannt. Im Juni 1999, zweieinhalb
Monate nach dem Beginn des Kosovo-Krieges, überzeugte er binnen Stunden den
damaligen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic von einem
Friedensplan. Milosevic zog die serbischen Truppen aus dem Kosovo ab, die
NATO beendete ihre Luftangriffe gegen Belgrad.
Leiter der "Drei Weisen"
Den Österreichern wurde
Ahtisaari im Jahr 2000 ein Begriff, als ihn die EU-14 zum Leiter der "Drei
Weisen" machten, die im Zusammenhang mit den EU-Sanktionen die
innenpolitische Lage Österreichs ausleuchteten. Kürzlich tat er sich auch
als Leiter einer Expertengruppe hervor, die sich für einen EU-Beitritt der
Türkei stark macht.
Seines diplomatischen Geschicks wegen war Ahtisaari in den vergangenen beiden Jahren für den Friedensnobelpreis nominiert. Als die renommierte Auszeichnung im Vorjahr überraschend an den aus Bangladesch stammenden Wirtschaftsprofessor Muhammad Yunus ging, machte der davor als Favorit gehandelte Finne, in eigener Sache weniger diplomatisch, aus seiner Enttäuschung kein Hehl.
Umtriebiger 69-Jähriger
Der umtriebige 69-Jährige sitzt so
nebenbei in den Vorständen einiger wichtiger finnischer Unternehmen,
darunter beim Papierkonzern UPM-Kymmene und im Elektronik-Unternehmen
Elcoteq Network. Ahtisaari ist weiters stellvertretender Vorstand des
transatlantischen EastWest Institute und steht dem politisch engagierten
US-Multimilliardär George Soros nahe. Ahtisaari ist verheiratet und hat
einen erwachsenen Sohn.