Marcello Dell'Utri, Vertrauensmann von Oppositionschef Silvio Berlusconi und Senator seiner Partei Forza Italia, ist angeblich in den Sog eines Wahlbetrugskandals geraten.
Nach Angaben italienischer Medien soll der einflussreiche Mafia-Clan Piromalli über einen skandalumwitterten Finanzier Kontakte zu Dell'Utri aufgenommen haben.
Wahlzettel der Auslandsitaliener
Die Mafia-Familie habe Druck
ausgeübt, damit die im Ausland lebenden Italiener den sizilianischen
Parlamentarier wählen. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft überprüft 50.000
Stimmzettel der Auslandsitaliener, die bereits gewählt haben. In Italien
sind am Sonntag und Montag Parlamentswahlen geplant.
Kontakte zur Mafia?
Dell'Utri, enger Mitarbeiter Berlusconis und
Mitbegründer von Forza Italia, sieht sich mit Vorwürfen konfrontiert,
Verbindungen zum Organisierten Verbrechen unterhalten zu haben. In erster
Instanz war er deswegen im Dezember 2004 zu neun Jahren Haft verurteilt
worden. Ein Berufungsgericht läuft noch.
Schmiergeld-Affäre
Die Staatsanwälte in Palermo werfen dem
65-jährigen Dell'Utri vor, in den 80er Jahren und bis 1994 Kontakte zur
sizilianischen Mafia gepflegt zu haben. Sie hatten elf Jahre Haft für den
Politiker gefordert. Die Richter in Erstinstanz betonten in ihrem Urteil,
dass Dell'Utri - er ist seit 1994 Parlamentarier der Forza Italia - der
Mafia Schmiergelder gezahlt habe, um die Expansion von Berlusconis
Geschäften auf Sizilien zu fördern. Dell'Utri war bei den Parlamentswahlen
im April als Senator wiedergewählt worden.
Ruhetag für Spitzenkandidaten vor Urnengang
Die beiden
italienischen Spitzenkandidaten haben sich am Samstag einen Ruhetag nach den
Strapazen des zweimonatigen Wahlkampfes gegönnt. Laut dem italienischen
Wahlgesetz sind am Tag vor dem Urnengang keine Wahlveranstaltungen erlaubt.
Die Politiker dürfen keine Wahlreden halten, um den Wählern eine
Nachdenkpause nach der langen Wahlkampagne zu ermöglichen. Diese Pause
sollten die rund 30 Prozent Italiener nutzen, die laut Umfragen noch
unentschlossen sind, ob sie für den Mitte-links-Kandidaten Walter Veltroni,
oder Oppositionschef Silvio Berlusconi wählen sollen.
Italien wählt
Circa 50 Millionen Italiener sind am Sonntag
und Montag aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen. Berlusconis
Mitte-Rechts-Bündnis, dem sich die rechte föderalistische Gruppierung Lega
Nord und die in Sizilien verankerte "Bewegung für die Autonomien" (MPA)
angeschlossen haben, gilt laut Umfragen, die bis vor zwei Wochen vor dem
Urnengang durchgeführt werden durften, als Favorit. Veltronis "Demokratische
Partei" hat in den letzten Wochen jedoch stark zugelegt.