"Auf keinen Fall Selbstmord begangen" hat nach Überzeugung seiner Angehörigen jener israelische Soldat, der am Dienstag während der Verabschiedung von Sarkozy auf dem Ben-Gurion-Flughafen durch einen Schuss aus seiner Waffe starb.
Nach dem tödlichen Schuss hatten die israelischen Sicherheitsbehörden von einem Selbstmord Ghanans gesprochen, einen Unfall aber auch nicht ausgeschlossen. Sein Vater behauptete, sein Sohn sei guter Dinge gewesen, als er das Haus verließ. "Er hatte eine Familie, Freunde und Zukunftspläne und keinen Grund, sich umzubringen", sagte Asaad Ghanan.
Auch Bruder Naif hielt einen Selbstmord für "undenkbar". Es habe sich entweder um einen Unfall gehandelt, oder aber sein Bruder sei versehentlich von einem anderen Sicherheitsmann erschossen worden. Raid Ghanan hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.
Der Grenzsoldat war rund 100 bis 200 Meter von Sarkozy entfernt, als der Schuss fiel. Gerade als der israelische Präsident Shimon Peres und Ministerpräsident Ehud Olmert auf dem Rollfeld Sarkozy und dessen Ehefrau Carla Bruni-Sarkozy zum Abschied die Hände reichen wollten, entsicherte den Angaben zufolge der Soldat seine Waffe und schoss sich in den Kopf. Er starb später an den Folgen seiner Verletzungen.
Security in Alarmbereitschaft
Zwei Soldatinnen fielen in
Ohnmacht. Mehrere Leibwächter hätten sofort einen Sicherheitsring um Peres
und Olmert gebildet und sie zu den gepanzerten Limousinen gebracht.
Sicherheitskräfte geleiteten Sarkozy und seine Frau Carla Bruni-Sarkozy
daraufhin abrupt zum Flugzeug:
(c) AP
Der israelische Präsident Shimon Peres und Ministerpräsident Ehud Olmert wurden zunächst in ihre gepanzerten Fahrzeuge gebracht. Als der Alarm vorüber war, stiegen sie in die französische Präsidentenmaschine, um sich von Sarkozy zu verabschieden. Daraufhin startete das Flugzeug.
Sarkozy hatte sich seit Sonntag in Israel und den Palästinensergebieten aufgehalten.
Status von Jerusalem
Zum Abschluss einer dreitägigen
Nahost-Reise würdigte der französische Staatschef am Dienstag den
palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas als einen "Mann
des Friedens" und einen vertrauenswürdigen Verhandlungspartner. Mit der
Hamas, die den Gaza-Streifen kontrolliert, verhandle Frankreich dagegen
nicht, sagte Sarkozy nach einem Treffen mit Abbas in Bethlehem. "Mit
Terroristen diskutiert man nicht."
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Frankreich wolle sich für die Gründung eines palästinensischen Staates genauso stark einsetzen wie für die Sicherheit Israels, sagte Sarkozy. Die Sicherheit des jüdischen Staates sei für sein Land "nicht verhandelbar". Aber die Gründung "eines lebensfähigen, demokratischen und modernen Staates für die Palästinenser ist für Frankreich eines der wichtigsten Anliegen". Sein Land sei "ein Freund der palästinensischen Bevölkerung", sagte Sarkozy. "Wir werden für die Gründung Ihres Staates die gleiche Kraft und den gleichen Einsatz aufwenden wie für die Sicherheit Israels."
Zugleich forderte Sarkozy Israel erneut auf, weder im Westjordanland noch im Ostteil von Jerusalem neue Siedlungen zu bauen. Und er kritisierte den von Israel errichteten Sperrwall um das Westjordanland. Die Barriere, mit der sich Israel vor palästinensischen Selbstmord-Attentätern schützen will, werde das Land dem Frieden nicht näher bringen, sagte er auf einer Pressekonferenz mit Abbas.
Das französische Staatsoberhaupt und Abbas unterzeichneten eine Vereinbarung in Höhe von 21 Millionen Euro über die Gründung eines Industrieparks in Bethlehem. Die Anlage soll 2000 Arbeitsplätze für Palästinenser schaffen. Abbas dankte Sarkozy für seine Unterstützung der Palästinenser und des Nahost-Friedensprozesses. Man zähle auf Frankreich, das dabei helfen könne, einen Staat Realität werden zu lassen. Dieser müsse Jerusalem als Hauptstadt haben, in den Grenzen von 1967 entstehen und frei von israelischen Siedlungen sein. Gegenwärtig verwandelten die Siedlungen das palästinensische Land in "isolierte Kantone", sagte Abbas.
Sarkozy und seine Frau besichtigten nach dem Treffen mit Abbas die Geburtskirche in Bethlehem. Die Basilika wurde im 6. Jahrhundert errichtet, der Überlieferungen nach über jener Höhle, in der Jesus zur Welt kam.
Foto: (c) AP, Besuch in Bethlehem
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