Es ist der erste Staatsbesuch Sarkozys in Moskau. Der französische Präsident traf sich mit Putin auf dessen Datscha.
Russland und Frankreich nehmen weiterhin eine unterschiedliche Haltung gegenüber dem Iran ein. Russlands Präsident Wladimir Putin sieht keine Beweise für die Existenz eines iranischen Atomwaffenprogramms. Er habe "keine Informationen" darüber, dass der Iran "Atomwaffen herstellen will", sagte Putin am Mittwoch in Moskaunach einem Treffen mit seinem französischen Kollegen Nicolas Sarkozy, der für schärfere Sanktionen gegen Teheran eintritt.
Russland teilt Besorgnis
"Wir haben keine solchen
objektiven Daten." Russland teile aber "die Besorgnis" seiner
Partner, die erreichen wollten, dass "Irans Pläne transparenter werden".
Moskau sei weiter bereit, mit der internationalen Gemeinschaft in der Frage
zusammenzuarbeiten, sagte Putin. Er verwies darauf, dass Teheran bereits "Schritte
in Richtung der internationalen Gemeinschaft unternommen hat".
Putin zeigt Willen zur Zusammenarbeit
Sarkozy begrüßte Putins
Willen zur Zusammenarbeit. Einige Tage vor dem Besuch des russischen
Präsidenten in Teheran sei das "etwas Wichtiges", sagte er.
Das schließe nicht aus, dass es "Divergenzen bei der Analyse"
zum iranischen Atomprogramm gebe. Putin nimmt am 16. Oktober am Gipfel der
Anrainerstaaten des Kaspischen Meeres in Teheran teil.
Sarkozy will für härtere Iran-Sanktionen werben
Sarkozy
war nach Moskau gereist, um für härtere Sanktionen gegen den Iran zu werben.
Die internationale Gemeinschaft hat dem Land eine Frist bis November
eingeräumt, um den Willen zum Stopp der Urananreicherung zu zeigen.
Andernfalls soll der UN-Sicherheitsrat, in dem Frankreich wie auch Russland
ein Vetorecht haben, über neue Sanktionen entscheiden. Frankreich drängt
inzwischen aber bei seinen EU-Partnern auf umgehende Schritte.
Protektionismus bei russischen Investitionen zurückgewiesen
Sarkozy
weist Vorwürfe zurück, russischen Investoren werde der Einstieg in
französische Unternehmen verwehrt. Es gebe "keinen Protektionismus von
französischer Seite", sagte er am Mittwoch bei einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. "Wir wollen
nur Gegenseitigkeit." Schließlich seien "unsere russischen Freunde" über
eine Staatsbank auch schon am Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS beteiligt. "Ich
habe französische Investoren zur Hand, um bei großen russischen Unternehmen
einzusteigen", sagte Sarkozy und nannte als ein Ziel den Energiekonzern
Gazprom. Dort seien "einige französische Unternehmen" an einem Einstieg in
das Kapital interessiert. Hochrangige Vertreter beider Länder würden sich
nun treffen, um "offen alle wirtschaftlichen Fragen zu stellen, die es
zwischen uns gibt". Ziele seien die Beseitigung von Tabus und Grenzen sowie
Transparenz und Gegenseitigkeit.
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Der französische Präsident rief zudem Russland zur Achtung von Demokratie, Medienfreiheit und ausländischen Investitionen auf. Frankreich sei "Russlands Freund". Doch sollten Freunde untereinander auch über Meinungsverschiedenheiten sprechen, sagte er in einer Rede vor Studenten der Bauman-Universität. Zugleich sprach er sich für eine engere Zusammenarbeit zwischen beiden Staaten in der Atomenergie und der Raumfahrt aus.
Andere Themen waren Nordkorea, Kosovo und Zukunft Putins
Bei
einem ersten Treffen am Dienstagabend auf Putins Datscha in Nowo-Ogariewo
nahe der Hauptstadt ging es laut Sarkozy auch um Nordkorea, die Zukunft des
Kosovos und Putins eigene politische Zukunft. Sarkozy ist der erste führende
Politiker aus dem Westen in Moskau, seitdem Putin seine Kandidatur für die
Parlamentswahl im Dezember bekanntgegeben hat. Putin wisse, wen er als
Nachfolger im Präsidentenamt wünsche, erklärte Sarkozy. Er wolle den Namen
aber noch nicht nennen.
Sorgen wegen Ermordung der Reporterin Politkowskaja
Er habe
Putin auch seine Sorge wegen der Ermordung der regierungskritischen
Reporterin Anna Politkowskaja vor einem Jahr, wegen der Lage in
Tschetschenien sowie der Rechte von Homosexuellen in Russland geschildert,
sagte Sarkozy weiter. Das Gespräch war demnach "lang, entspannt,
tief, offen und leidenschaftlich".
"Nicht leicht, Chef eines demokratischen Staats zu sein"
"Es
ist nicht immer leicht, Chef eines demokratischen Staats zu sein",
sagte Sarkozy in seiner Rede vor den Studenten - unter Anspielung auf Kritik
an der Medienfreiheit in Russland sowie auf Kritik, die ihm diesbezüglich
selbst in Frankreich entgegenschlägt.