Aggressivität, steigende Beschwerden sowie zunehmende Unfallzahlen - die Polizeipräsidentin der deutschen Hauptstadt bringt die verpflichtende Kennzeichnung für Fahrräder ins Gespräch.
Die Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik hat einePflicht von Kennzeichen für Fahrräder vorgeschlagen. Grund dafür sind vermehrte Fahrradunfälle und das Fehlverhalten von Radfahrern im Straßenverkehr. Beschwerden von Fußgängern häuften sich und es kam vermehrt zur Unfallflucht nach schweren Stürzen. Die Straßenverkehrsverordnung galt schon immer ebenso für Radfahrer, dennoch bewegen sich Radfahrer in einem rechtsfreien Raum.
Die Maßnahme sei nötig, um schwächere Verkehrsteilnehmer von Stärkeren zu schützen, erläutert Slowik. „Bei Beschwerden, bei schweren Verstößen und vor allem schweren Folgen finde ich, dass es durchaus ein wichtiger Aspekt sein kann“, sagte die Polizeipräsidentin.
Der deutsche Verkehrsverband VCD äußert sich jedoch kritisch zu dem Vorschlag. Eine Pflicht von Kennzeichen für Fahrräder werde dem Problem gerecht als auch mit erheblichem Aufwand verbunden, sagte ein Sprecher des Verkehrsclub Deutschland. Wirkungsvoller seien eher sichere und gut ausgebaute Rad- und Fußgängerwege. Das würde auch mehr Menschen zum Radfahren bewegen.
2020 bereits 40 Tote im Berliner Verkehr
„Über 50 Prozent der Verkehrsunfälle mit Radfahrern werden im Übrigen von Radfahrern selbst verursacht“, sagte die Polizeipräsidentin Slowik. Zahlen des Statistischen Bundesamtes bestätigen diese Aussage, allerdings zeigen die Erhebungen je nach Unfallbeteiligung starke Unterschiede: Waren Autos an einem Radunfall mit Personenschaden beteiligt, trugen die Radfahrenden in 23 Prozent der Fälle die Hauptschuld. Bei Unfällen mit Fußgängerinnen und Fußgängern wurde dagegen mehrheitlich der Person auf dem Fahrrad die Hauptschuld angelastet (in fast 60 Prozent der Fälle).
Im Jahr 2019 war jeder siebente Mensch, der im Straßenverkehr ums Leben kam, mit dem Fahrrad unterwegs. Insgesamt 445 Radfahrer starben im Vorjahr bei einem Unfall. In Berlin sind laut Polizeistatistik im ersten Halbjahr 2020 bereits 35 Menschen im Verkehr tödlich verletzt worden. 14 von den insgesamt 40 Verkehrstoten waren von ihrem Unfall zu Fuß unterwegs, 15 mit dem Rad, sieben fuhren ein Motorrad oder einen Roller, zwei saßen in einem Auto.
Kennzeichen für Fahrräder scheitert an Verwaltung
Eine Kennzeichenpflicht von Fahrrädern wurde in der Vergangenheit bereits häufiger diskutiert. Vor allem aufgrund der Veränderung der Mobilität in den kommenden Jahren. Immer mehr Menschen würden in der Stadt auf das Fahrrad oder die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen müssen. Dennoch würde eine Kennzeichenpflicht für Fahrräder wohl am Verwaltungsaufwand scheitern, befeuere aber die Debatte, um das Thema.