Italien-Wahl

Berlusconi spricht Latein wie Julius Caesar

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Er ist für Steuerhinterziehung, beschimpft seine Anhänger, möchte mit Caesar speisen. Berlusconi sorgte für Stimmung im Wahlkampf - eine Übersicht.

Circa 50 Millionen Italiener waren aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen. Sie entschieden in vorgezogenen Neuwahlen darüber, ob der Oppositionschef und Medienunternehmer Silvio Berlusconi an der Spitze seiner "Partei der Freiheit" nach zwei Jahren wieder an die Spitze der Regierung zurückkehren soll, oder ob der Mitte-Links-Kandidat Walter Veltroni, Ex-Bürgermeister von Rom, dem gestürzten Regierungschef Romano Prodi nachfolgen soll. Lesen Sie hier eine Übersicht der ersten Wahlkampf-Auftritte von Berlusconi.

"Ja zur Steuerhinterziehung"
Wenn der Steuerdruck zu hoch ist, ist Steuerhinterziehung rechtfertigt. Mit dieser Wortmeldung ließ der Oppositionschef aufhorchen. In Italien verschlinge der Fiskus über 50 Prozent der Einnahmen. Das sei in keinem anderen europäischen Land der Fall. Der hohe Steuerdruck sei eine schwere Last für die Unternehmen, die nicht wie die anderen EU-Staaten wachsen. Die Worte Berlusconi wurden heftig kritisiert.

"Provinzen abschaffen!"
Silvio will auch die Provinzen in seinem Land abschaffen. "Dank der Abschaffung der Provinzen werden wir jährlich bis zu 13 Milliarden Euro pro Jahr einsparen können", erklärte Berlusconi bei einer Großveranstaltung vor dem Kolosseum in Rom.

Vor etwa 40.000 Anhängern seiner "Partei der Freiheit" (Partito della Liberta/PDL), zu der sich seine konservative Forza Italia und die Rechtspartei Alleanza Nazionale (AN) zusammengeschlossen haben, listete der Medienzar die Hauptpunkte seines wirtschaftsliberal orientierten Wahlprogramms auf. Berlusconi versprach, auf Einsparungen bei der öffentlichen Verwaltung zu setzen und den Steuerdruck zu senken.

Rüde Fan-Attacke
Mit rüden Worten hatte Anfang April Berlusconi einen allzu begeisterten Anhänger zum Schweigen gebracht. "Sag mir, wie sich jemand, der zehn Stunden lang redet, noch konzentrieren soll, wenn du ihm dauernd auf die Eier gehst" ("...se tu gli rompi i coglioni"), schnauzte Berlusconi bei einer Wahlkundgebung in Chieti einen Fan an, der dem Medienzaren offenbar zu lautstark zugejubelt hatte, wie die Zeitung "Corriere della Sera" berichtete.

Mit Julius Caesar Mittagessen - Latein parlierend
In einem Hörfunktinterview zeigte der 71-Jährige einmal mehr, dass er nicht mit zu großer Bescheidenheit zu kämpfen hat. Er sei so gut in Latein, dass er "mit Julius Caesar zu Mittag essen könnte". Der konservative Politiker war gefragt worden, mit welcher historischen Persönlichkeit er gerne einmal speisen würde. Er zögere zwischen Caesar und dem legendären britischen Premier Winston Churchill, so Berlusconi.

Staatsanwälte sollen zum Psychiater
Die Einführung psychiatrischer Tests für Staatsanwälte hat der Oppositionschef gefordert. Man müsse die psychologische Gesundheit der Staatsanwälte feststellen, sagte Berlusconi, der schon öfters in den Sog von Justizermittlungen geraten ist. Die Worte des Spitzenkandidaten sorgten für Aufruhr.

Probleme mit der Justiz überschatteten Berlusconis politische Karriere seit seinem Einstieg in die Politik im Jahr 1994. Der Ex-Ministerpräsident, gegen den in Mailand ein neuer Prozess wegen mutmaßlicher Korruption läuft, scheute in den vergangenen Jahren kein Kräftemessen mit der Linken, um umstrittene Justizreformen durchzusetzen, mit denen er laut Opposition sich und seine Vertrauensmänner vor einer Verurteilung zu retten versuchte.

"Größer als Putin und Sarkozy"
Berlusconi, der oft Schuhe mit leicht erhöhten Absätzen trägt, um größer zu wirken, behauptet, er sei "größer" als der französische Präsident Nicolas Sarkozy und dessen russischer Kollege Vladimir Putin. "Ich bin größer aus Putin und Sarkozy. Ich bin so groß wie (der noch amtierende Regierungschef Romano) Prodi. Ich bin 1,71 Meter groß. Ich begreife nicht, warum mich Karikaturisten als Zwerg zeichnen, während die anderen normale Größe haben", so Berlusconi nach Angaben italienischer Medien ironisch.

Nach Angaben der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" ist Sarkozy 1,65 Meter groß, Putin 1,67 und Prodi 1,74. Der Premier-Kandidat Walter Veltroni, mit dem sich Berlusconi bei den Parlamentswahlen am kommenden Sonntag und Montag misst, ist 1,83 Meter groß.

"Unsere Frauen sind schöner!"
Mit einer Äußerung über Frauen für Aufregung sorgte unlängst Berlusconi "Die Linke hat keinen Geschmack, nicht mal bei Frauen", sagte Wahlfavorit Berlusconi während des Wahlkampfes. Die Kandidatinnen seines Bündnisses "Volk der Freiheit" seien schöner als die Bewerberinnen der Linken. "Ich sage das, weil sie im Parlament keine Konkurrenz haben werden", ergänzte Berlusconi. Er versprach den Frauen für den Fall eines Siegs bei der Wahl am Sonntag und Montag ein Drittel der Kabinettsposten.

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