Libanon

Besetzung der Grenzen

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Libanesische Armee überquerte erstmals seit 38 Jahren den wichtigen Fluss Litani.

Der etwa dreißig Kilometer nördlich der israelischen Grenze verlaufende Fluss Litani, den Einheiten der regulären libanesischen Armee am Donnerstag erstmals seit 38 Jahren überquert haben, ist mit 140 Kilometer Länge eine der wichtigsten Wasserressourcen des Libanon. Der Fluss entspringt in der östlichen Bekaa-Ebene und mündet nördlich von Tyrus in das Mittelmeer.

Das an Israel grenzende Gebiet südlich des Litani, dessen Bevölkerung während der einmonatigen israelischen Offensive von Israels Armee zur Flucht aufgerufen worden war, wurde vor vier Jahrzehnten wegen der dort aktiven Israel-feindlichen Guerillaorganisationen zum Konfliktherd. 1978 war Israel in der "Operation Litani" in den Südlibanon einmarschiert, um die Kämpfer der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) nach Norden abzudrängen.

Nach der von Ariel Sharon befehligten militärischen Invasion 1982 und der Eroberung von Beirut hatte ein libanesisches Rumpfparlament den mit Israel verbündeten rechtsgerichteten christlichen Falange-Chef Bechir Gemayel zum Staatspräsidenten gewählt. Dieser kam aber noch vor seinem Amtsantritt bei einem Bombenanschlag ums Leben. 1983 zwang Israel dem Libanon einen Separatfrieden auf, der vom Parlament in Beirut nicht ratifiziert und sodann annulliert wurde.

In der von den Israelis besetzten "Sicherheitszone" im Südlibanon bildete Israel eine überwiegend christliche Söldnermiliz, die "Südlibanesische Armee" (SLA) des Ex-Majors Saad Haddad und seines Nachfolgers Antoine Lahad. Die SLA-Milizionäre und ihre Familien - insgesamt rund 6500 Libanesen - flüchteten nach dem Abzug der israelischen Armee im Mai 2000 nach Israel. Die pro-iranische Schiitenmiliz Hisbollah brachte daraufhin das gesamte Gebiet unter ihre Kontrolle.

Von arabischer Seite ist Israel immer wieder unterstellt worden, es wolle den Litani ins eigene Land umleiten. Israel hatte bei seinen verschiedenen Libanon-Interventionen wiederholt versucht, Verhandlungen über einen militärischen Abzug mit einer gemeinsamen Nutzung des Litani zu verknüpfen.
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